Volker Perthes
Volker Perthes bei einer Pressekonferenz in Khartum.
APA/AFP/ASHRAF SHAZLY

Khartum – Die Regierung des Sudan hat den Uno-Sondergesandten Volker Perthes zur unerwünschten Person erklärt. "Die Regierung der Republik Sudan hat den Generalsekretär der Vereinten Nationen darüber informiert, dass sie Herrn Volker Perthes ab heute zur persona non grata erklärt hat", teilte das Außenministerium in Khartum am Donnerstag mit. Eine Begründung für die Entscheidung gab das Ministerium zunächst nicht. Zudem war das Schreiben nicht, wie üblich, gestempelt und signiert.

Der sudanesische Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan hatte die Absetzung des Deutschen Perthes gefordert und ihn für den Beginn der Kämpfe zwischen seiner Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz verantwortlich gemacht. Seit Mitte April kämpft die Armee unter seiner Führung gegen die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) des im Zuge der Auseinandersetzung entlassenen Vizepräsidenten Mohammed Hamdan Dagalo. Die beiden Generäle hatten sich 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, zerstritten sich später jedoch.

Ein Uno-Sprecher bestätigte die Zustellung des Schreibens, die Uno überprüfe es nun, hieß es. Ein Sprecher der US-Botschaft in Khartum sagte, die Botschaft habe das Schreiben ebenfalls vom sudanesischen Außenministerium erhalten. Offiziell hat die sudanesische Regierung keine Autorität, Gesandte der Vereinten Nationen zu unerwünschten Personen zu erklären. Gemäß der Charta der Vereinten Nationen hat nur der Uno-Generalsekretär die Befugnis, sein Personal zurückzuziehen, während UN-Mitgliedstaaten verpflichtet sind, UN-Beamte zu respektieren.

Brüchige Waffenruhe

Bereits Ende Mai hatte Al-Burhan Perthes vorgeworfen, den Konflikt im Sudan geschürt zu haben, und dessen Absetzung gefordert. Seit Februar 2021 war Perthes internationaler Chefvermittler zwischen den vielen politischen Akteuren auf dem Weg zur Demokratie im Sudan. Ein im Dezember 2022 mit Perthes Hilfe abgeschlossenes Abkommen wurde jedoch am 15. April gebrochen.

Die Lage im Sudan ist weiterhin extrem angespannt und unübersichtlich, täglich kommt es zu Gefechten. In der Nacht zum Sonntag war eine von den USA und Saudi-Arabien vermittelte Feuerpause zwischen den Konfliktparteien ausgelaufen. Seitdem ist offen, ob die Armee und RSF ihre Verhandlungen fortsetzen werden.

Am 20. Mai hatten sich beide Seiten unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens auf eine siebentägige Waffenruhe geeinigt, damit humanitäre Hilfe im Krisengebiet geleistet werden kann. Die Feuerpause wurde anschließend um fünf Tage verlängert. Keine der Konfliktparteien hielt die Waffenruhe jedoch vollständig ein. Die USA kündigten aufgrund der Verstöße Sanktionen an. (APA, red, 9.6.2023)

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