Recep Tayyip Erdoğan
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Istanbul – Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hat eine Finanzmanagerin aus den Vereinigten Staaten zur Leiterin der türkischen Zentralbank ernannt. Die Nominierung von Hafize Gaye Erkan ist am Freitag im Amtsblatt veröffentlicht worden.

Erkan übernimmt das Amt knapp eine Woche, nachdem der Präsident mit einem neuen Kabinett eine Abkehr von der unkonventionellen Finanzpolitik signalisiert hatte. Die ehemalige Co-CEO der First Republic Bank und Managing Director bei Goldman Sachs muss nun nach Jahren der Zinssenkungen und einer anhaltenden Wirtschaftskrise den Kurs ändern und die Finanzpolitik restrukturieren. Als fünfte Zentralbankchefin in vier Jahren löst sie Şahap Kavcıoğlu ab. Dieser führte Erdoğans Zinssenkungspolitik aus und wurde jetzt zum Leiter der staatlichen Bankenaufsicht BDDK ernannt.

Die Türkei hatte bisher eher einen ungewöhnlichen und nicht den allgemeinen Standards entsprechenden wirtschaftlichen Kurs verfolgt. So hatte die Zentralbank trotz extrem hoher Inflation die Zinsen gesenkt, anstatt sie im Kampf gegen die Teuerung anzuheben. Dahinter steht Erdoğan, der sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet und mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben will. Als Folge wertete die Landeswährung Lira drastisch ab, was wiederum das Inflationsproblem verschärft. Die Türkei muss viele Waren und Rohstoffe importieren, die durch die schwache Lira teurer werden. Experten haben gewarnt, die Wirtschaft steuere bei einer Fortsetzung der derzeitigen Politik auf Turbulenzen zu, da ihre Devisenreserven erschöpft sind.

Der seit 20 Jahren regierende Erdoğan war vor kurzem für eine weitere Amtszeit vereidigt worden. Der 69-Jährige, der in Umfragen teils zurückgelegen hatte, hatte bei der Stichwahl 52,2 Prozent der Stimmen geholt. Seine Amtszeit von nun weiteren fünf Jahren wird es Erdoğan ermöglichen, seine zunehmend autoritäre Politik fortzusetzen. Diese hat das Land polarisiert, aber die türkische Position als regionale Militärmacht gestärkt. (APA, red, 9.6.2023)