Es ist wohl weithin bekannt, dass Kreuzfahrtschiffe Dreckschleudern sind. So steht etwa im "Marine Pollution Bulletin", dass der CO2-Fußabdruck eines großen Schiffes größer sein kann als der von 12.000 Autos. Hurtigruten Norway hofft jedoch, das zu ändern. Das norwegische Kreuzfahrtunternehmen, das derzeit sieben Kreuzfahrtschiffe betreibt, hat vor kurzem angekündigt, dass es bis 2030 sein erstes emissionsfreies Kreuzfahrtschiff auf den Markt bringen will. Danach soll die gesamte Flotte auf umweltfreundlichen Elektroantrieb umgerüstet werden. Zwei bestehende Schiffe sind bereits als "Hybride" unterwegs, die mit Schiffsdiesel und Strom laufen.

So soll sie aussehen, die nachhaltige Zukunft der Kreuzfahrtschiffe, zumindest wenn es nach Hurtigruten geht.
So soll sie aussehen, die nachhaltige Zukunft der Kreuzfahrtschiffe, zumindest wenn es nach Hurtigruten geht.
VARD Design

Das Projekt "Sea Zero" wurde von Hurtigruten erstmals im März 2022 vorgestellt. Der Anbieter für Expeditionsseereisen hat sich mit zwölf führenden Unternehmen der Branche und dem Forschungsinstitut Sintef zusammengetan, um jene umweltfreundliche Technologie zu finden, mit der die emissionsfreien Träume des Unternehmens Wirklichkeit werden können. Einige Technologien sind bereits relativ weit fortgeschritten, während andere noch weiter erforscht und getestet werden müssen.

Die drei Segel sind mit Solarpaneelen ausgestattet, die das Schiff mit Sonnenstrom versorgen sollen.
Die drei Segel sind mit Solarpaneelen ausgestattet, die das Schiff mit Sonnenstrom versorgen sollen.
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Bei Hurtigruten ist man aber zuversichtlich, dass das erste emissionsfreie Schiff noch vor Ende des Jahrzehnts in See stechen wird. "Wir sind entschlossen, innerhalb weniger Jahre ein Schiff zu bauen, das alle anderen in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit übertrifft", sagte Hedda Felin, CEO von Hurtigruten Norway, in einer Erklärung. Mit einer Länge von rund 135 Metern soll das erste Elektroschiff 270 Kabinen für bis zu 500 Gäste sowie Kabinen für 99 Besatzungsmitglieder haben. Es wird auch einen großen Frachtraum und Platz für Autos geben. Laut Hurtigruten erwarten die Gäste und die Seeleute an Bord ein hoher Komfort und eine spektakuläre Aussicht. Die Passagiere werden auch in der Lage sein, ihren eigenen Wasser- und Energieverbrauch über eine mobile App zu verfolgen.

Sonnen- und Windkraft

Was die Energieversorgung anbelangt, soll das neue Schiff mit einem 60-MWh-Batteriepaket ausgestattet sein, das im Hafen aufgeladen werden kann. Das Schiff wird mit einer Batterieladung etwa 300 bis 350 Seemeilen (rund 648 Kilometer) zurücklegen können, der Batteriestand wird an den Seiten des Schiffsrumpfs angezeigt. Darüber hinaus wird das Schiff mit drei einziehbaren, autonomen "Segeln" ausgestattet sein. Mit einer Höhe von rund 50 Metern werden die Anlagen etwa 1.500 Quadratmeter an Solarpaneelen umfassen und eine Gesamtwindfläche von etwa 743 Quadratmetern bieten. Die Anlage soll zusätzlich grüne Energie aus der Sonne und zusätzliche Kraft aus dem Wind erzeugen.

Bereits in sieben Jahren soll das erste
Bereits in sieben Jahren soll das erste "Sea Zero"-Schiff in See stechen.
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Die stromlinienförmige Form des Schiffes soll dazu beitragen, dass es Energie spart und ruhiger segelt. Hurtigruten gibt an, dass derzeit nur 0,1 Prozent der Schiffe weltweit mit emissionsfreier Technologie fahren. Daher könnte die Elektrifizierungsstrategie des Unternehmens die Nachhaltigkeitsbilanz (und den Ruf) der Branche drastisch verbessern. (red, 9.6.2023)