Ex-
Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt soll seine Abfindung zurückzahlen, fordert der Axel-Springer-Verlag.
Foto: EPA/CLEMENS BILAN

Berlin – Zwischen dem Axel-Springer-Verlag und dem ehemaligen "Bild"-Chef Julian Reichelt bleiben die Fronten verhärtet. Eine gütliche Einigung zwischen beiden Seiten scheiterte am Freitag vor dem Berliner Arbeitsgericht. Damit komme es voraussichtlich im November zum Kammertermin vor Gericht, sagte Richterin Anke Weyreuther.

Der Medienkonzern pocht darauf, dass Reichelt eine Abfindung von zwei Millionen Euro zurückzahlt. Zudem argumentiert Springer, dass der frühere "Bild"-Chefredakteur nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern gegen Regelungen aus dem sogenannten Abwicklungsvertrag verstoßen habe. Deshalb fordert das Management um Konzernchef und Großaktionär Mathias Döpfner eine Vertragsstrafe von rund 192.000 Euro. Reichelts Anwalt wies die Vorwürfe zurück.

Compliance-Verfahren

Reichelt war im Oktober 2021 von seinem Job entbunden worden. Nach einem Compliance-Verfahren im Frühjahr 2021 wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs etwa gegenüber Frauen war er zunächst noch im Amt geblieben. Aber da er nach Ansicht des Verlags danach Privates und Berufliches nicht klar trennte und eine Beziehung mit einer "Bild"-Mitarbeiterin hatte, trennte sich Springer vom langjährigen "Bild"-Chef. Reichelt hatte die Vorwürfe bestritten.

Vertrauliche Infos

Jüngst waren interne E-Mails und SMS bekannt geworden, in denen Döpfner sich abfällig etwa zu Ostdeutschen geäußert hatte, was in der Politik auf weite Kritik stieß. Döpfner hatte sich daraufhin entschuldigt. In der Branche gilt als sicher, dass Reichelt die vertraulichen Informationen weitergegeben haben dürfte. Denn einige der von der "Zeit" veröffentlichten Inhalte kamen der Zeitung zufolge aus direkten SMS-Botschaften von Döpfner an Reichelt. (Reuters, 9.6.2023)