Carlos Alcaraz verlässt den Platz. Novak Djokovic spendet Applaus.
Reuters/ KILCOYNE

Novak Djokovic steht nach einem 6:3,5:7,6:1,6:1 gegen Carlos Alcaraz zum siebenten Mal im Finale der Tennis-French-Open von Paris. Das mit Spannung erwartete Generationenduell im Halbfinale geriet zur einseitigen Angelegenheit, nachdem der 20-jährige Alcaraz im dritten Satz wegen Krämpfen nur noch ein Spiel anschrieb. Der 36-jährige Djokovic greift am Sonntag nach seinem dritten Titel beim Sandplatz-Major. Er trifft dort auf den Norweger Casper Ruud.

Es könnte ein geschichtsträchtiger Tag für den serbischen Tennis-Superstar werden. Mit seinem 23. Grand-Slam-Sieg kann Djokovic zum alleinigen Rekordhalter an Major-Titeln werden und passenderweise den Spanier Alcaraz wieder vom Tennis-Thron stoßen. Er wäre dann auch der erste Spieler überhaupt, der alle vier Majors - Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open - zumindest drei Mal gewonnen hat.

Ruud mühelos

Ruud hatte beim 6:3,6:4,6:0 mit dem Deutschen Alexander Zverev keine Mühe. Im Eiltempo (2:09 Stunden) und wie 2022 zog der 24-jährige Norweger ins Paris-Endspiel ein. Damals unterlag er dem heuer verletzt fehlenden Sandplatzkönig Rafael Nadal glatt in drei Sätzen. Gegen Djokovic hat Ruud in bisher vier Partien noch keinen Satz gewonnen.

"Ich denke, dieses Match und das Viertelfinale waren zwei der besten Matches, die ich dieses Jahr gespielt habe", sagte Ruud in Bezug auf seine jüngsten beiden Partien. "Das gibt mir für das Finale einen ordentlichen Schub an Selbstvertrauen. Ich weiß, dass ich (gegen Djokovic, Anm.) ähnlich oder besser spielen muss, um eine Chance zu haben. Vielleicht kann ich die Niederlage im Vorjahres-Finale als Motivation nehmen."

Alcaraz erlebte am heißesten Tag des Turniers eine große sportliche Tragödie. Zu Beginn des dritten Satzes, gerade als die Partie hochklassig geworden war, setzten beim Jungstar Krämpfe ein. Freiwillig gab der Weltranglistenerste beim Stand von 1:1 sein Aufschlagspiel ab, um sich behandeln zu lassen. Alcaraz biss auf die Zähne, konnte sich jedoch nur noch sehr eingeschränkt bewegen und schnell war klar, dass er gegen den 16 Jahre älteren Dauer-Champion keine Chance mehr auf den Sieg haben würde.

Enttäuschter Alcaraz

"Der erste und zweite Satz waren wirklich, wirklich intensiv. Mein Arm hat dann angefangen zu krampfen. Am Anfang des dritten Satzes begann ich, in jedem Teil meines Körpers, nicht nur in den Beinen, Krämpfe zu bekommen", sagte Alcaraz, der zugab, schon anfangs sehr nervös und angespannt gewesen zu sein. "Es ist sehr hart, und ich bin von mir selbst enttäuscht. Aber solche Sachen passieren und du musst damit umgehen, und ich werde daraus lernen."

Djokovic lobte vor den Augen von Boxlegende Mike Tyson den Kampfgeist seines Gegners. "Wir waren beide physisch am Limit. Auf diesem Niveau sind Krämpfe und physische Probleme das Letzte, was du willst. Es tut mir sehr leid für ihn", sagte Djokovic, und erinnerte an Alcaraz' prächtige Zukunftsperspektive. "Er weiß, wie jung er ist. Er wird dieses Turnier noch viele, viele Male gewinnen."

Mike Tyson jubet mit Novak Djokovic.
AP/Camus

Zumindest für den Moment wehrte Djokovic den Angriff des gerade erst 20 Jahre alt gewordenen US-Open-Champions noch einmal ab. Sein wesentlich größerer Erfahrungsschatz trug den Serben schon zu Beginn der Partie verlässlich durch das Match. Wie immer, wenn er bei einem Grand Slam in den letzten 100 Matches den Eröffnungssatz gewann, setzte er sich letztlich durch. Und steht nun zum bereits 34. Mal im Endspiel eines Major-Turniers. (APA; 10.6.2023)