Casper Ruud und Novak Djokovic spielen am Chatrier um den Titel.
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Paris - Vor seinem großen Tag in Paris versuchte Novak Djokovic, die Bedeutung herunterzuspielen. "Ich spüre immer Druck, es wird diesmal nicht anders sein. Ich versuche einfach nur, hier einen weiteren Grand-Slam-Titel zu gewinnen", sagte der Serbe. Doch natürlich, das weiß auch Djokovic, geht es im Finale der French Open gegen Casper Ruud am Sonntag (15 Uhr/ServusTV und Eurosport) um viel mehr als das.

Am 11. Juni 2023 kann der 36-Jährige nicht weniger als eines der bedeutendsten Kapitel der Tennisgeschichte schreiben. Es winkt der 23. Grand-Slam-Titel und damit der alleinige Allzeit-Rekord bei den Männern.

"Das ist natürlich extrem motivierend und inspirierend", gab Djokovic dann doch zu. Der Weltranglistendritte könnte im Erfolgsfall für sehr lange Zeit als Rekordhalter unantastbar bleiben. Roger Federer (20 Titel) hat seine Karriere beendet und ob der verletzte Rafael Nadal, mit dem sich Djokovic den Rekord in den vergangenen Monaten teilen musste, noch einmal zurückschlagen kann, ehe er 2024 seine Karriere beendet, ist fraglich. Zumal Djokovic in den kommenden Jahren noch zahlreiche weitere Erfolge zuzutrauen sind.

Novak Djokovic greift einmal mehr nach den Sternen.
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Zuvor aber gilt es, in Paris die letzte Hürde zu nehmen: "Das mit den Rekorden ist toll, aber ich muss erstmal gewinnen", weiß auch Djokovic. Zwischen ihm und seinem großen Ziel steht der norwegische Vorjahresfinalist Ruud - der Mann, der Alexander Zverev im Halbfinale nicht den Hauch einer Chance ließ.

Die Favoritenrolle könnte dennoch kaum klarer verteilt sein. Der 24 Jahre alte Ruud geht am Sonntag in sein drittes Grand-Slam-Finale, für Djokovic ist es das 34. Und nicht nur die Erfahrung, auch die Bilanz spricht für den Serben: In den bisherigen vier Partien gegen Ruud gab er keinen einzigen Satz ab.

Match um die Spitze

Djokovic hat zudem die letzten 20 Matches bei Grand-Slams gewonnen, zuletzt das Halbfinale gegen den 20 Jahre alten Topfavoriten Carlos Alcaraz aus Spanien. Und nebenbei kann er mit einem Finalsieg auch noch Alcaraz als Nummer eins ablösen und ab Montag in seine 388. Woche an der Spitze der Weltrangliste gehen - natürlich ebenfalls Rekord.

Bei solchen Zahlen wirkt auch Gegner Ruud fast ein wenig ehrfürchtig. "Er kämpft um seinen 23. Titel, ich um meinen ersten - das ist schon ein großer Unterschied. Ich muss mein bestes Tennis spielen und werde einfach alles geben", sagte der Norweger.

Doch selbst wenn dem sympathischen Ruud das am Sonntag gelingt, besteht die Gefahr, dass ihm kaum mehr als eine Statistenrolle bleibt - am großen Tag des Novak Djokovic. (sid, 10.6.2023)