Florian Tursky, Henrietta Egerth-Stadlhuber
Henrietta Egerth-Stadlhuber, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft und Staatssekretär Florian Tursky.
BKA/Schrötter

Österreich und ganz Europa hat ein Problem, wenn es um Mobilfunktechnologie geht: Die Ausrüster. Zwar gibt es europäische Anbieter wie Nokia und Ericsson, die Spitzentechnologie bieten, die aber ihren Preis hat. Deshalb greifen Telekommunikationsunternehmen auf dem alten Kontintent gerne auf Produkte von Huawei und ZTE zurück.

Doch von politischer Seite wächst das Misstrauen gegenüber den chinesischen Herstellern und das geht bis hin zum Spionageverdacht. Die Debatte über ein mögliches Verbot von chinesischer Technologie in europäischen Mobilfunknetzen kam diese Woche erneut auf, als EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton in den Raum stellte, man müsse Huawei von kritischen Teilen der Kommunikation ausschließen.

Politisches Misstrauen

Die EU-Mitgliedsländer wollen den Ideen des Kommissars nicht so recht folgen, schließlich wollen die Nationalstaaten nicht ihre eigenen Mobilfunker mit Verboten in wirtschaftliche Turbulenzen bringen. Nur ein Drittel der EU-Staaten verwendet ZTE und Huawei nicht mehr - zu wenig, wie Breton findet. Nachsatz des ehemaligen Chefs der französischen Telekom: Die kollektive Sicherheit der Union sei in Gefahr.

Die Mobilfunker selbst betonen demgegenüber immer wieder, dass es keinerlei Hinweise gibt, dass Huawei und ZTE tatsächlich nach Hause - also nach China - telefonieren. Und auch, wenn es extrem unwahrscheinlich ist, dass die Technologieunternehmen tatsächlich Spionage im Westen betreiben, möchte man sich in Österreich jetzt unabhängiger machen - und sucht dabei Hilfe in Südkorea.

Übereinkommen über Zusammenarbeit

Eine Delegation aus Österreich reiste nach Daejeon, dem Silicon Valley der koreanischen Halbinsel, um ein Memorandum of Understanding zwischen der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft und dem südkoreanischen Institute of Information and Communications Technology Planning and Evaluation auszuverhandeln. Das ist zwar kein rechtlich bindender Vertrag, aber beide Seiten werden sich bereit erklären, in der Forschung und Entwicklung von 5G, 6G-Komponenten und Glasfasertechnologie voranzutreiben. Aber auch im Bereich der KI und Cybersicherheit soll zusammengearbeitet werden. Die finale Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung gilt als Formsache - grundsätzlich sind sich beide Parteien einig. 

"Korea hat extreme Fortschritte im Weltraum- und Satellitenprogramm gemacht", so Staatssekretär Florian Tursky vor Ort in Daejeon. Von diesem Wissen wolle man auch in Österreich in Hinblick auf den neuen 6G-Standard im Mobilfunk profitieren - auch wenn derzeit noch unklar sei, welche Entwicklungen die nächste Generation der Telekommunikation bringen wird.

Österreichische Grundlagenforschung soll den eher praktisch orientierten Südkoreanern zur Verfügung stehen und umgekehrt. Wie will man aber verhindern, dass die Arbeit heimischer Forscherinnen und Forscher in Korea einfach kopiert und kommerziell genutzt wird? "Es kann natürlich nicht sein, dass einer forscht und ein anderer den Profit daraus zeigt. Darauf werden wir achten, aber wir wollen Dinge enwtickeln die wir allein nicht schaffen." Gerade im Bereich der Quantenforschung sei das Interesse der Südkoreaner groß. "Man glaubt bei uns oft, dass uns die asiatischen Länder technologisch abhängen, aber dem ist nicht so. Nach wie vor gibt es ein großes Interesse an der Zusammenarbeit mit Österreich." (pez, 11.6.2023)