Champions Trophy
Bei der Champions Trophy fehlte es unter anderem an einem Müllkonzept.
Michael Lidy

Internationale Topvereine wie Juventus Turin, Atletico Madrid und Benfica Lissabon hatten ihren Weg nach St. Pölten gefunden. Ihr Ziel: die Champions Trophy, eines der größten Fußballnachwuchsturniere Europas. Bereits zum achten Mal lockte die dreitägige Veranstaltung rund 3.500 Kinder von 250 Teams aus 25 Nationen nach Niederösterreich. Doch die Veranstaltung in der Landeshauptstadt endete im Chaos. Fehlende Fußballtore, Müllberge und überfüllte Parkplätze wurden zum Problem.

Gerald Berger ist das Gesicht der Champions Trophy. Seit Beginn ist er für die Veranstaltung zuständig, organisierte sie in den vergangenen Jahren mit unterschiedlichen Vereinen im südlichen Niederösterreich. Damals verlief die Organisation stets einwandfrei. Heuer ging die Champions Trophy erstmals in St. Pölten über die Bühne, Partnerverein war diesmal der ASV Spratzern. Gespielt wurde in der NV-Arena, dem niederösterreichischen Sportzentrum, auf dem Fußballplatz von ASV Spratzern und in der Stadtsportanlage. Laut Berger führte vor allem Letztere zu den Schwierigkeiten.

Zu wenige Tore

Seitens der Organisation ging dieses Mal einiges schief. "Einen Tag vor Spielbeginn fehlten zwölf Tore. Davon waren 200 Spiele betroffen", sagt Gerald Berger dem STANDARD. Das Chaos führt er darauf zurück, dass zuständige Partner im Vorfeld abgesprungen seien. Kurzfristig trieb er noch weitere Tore auf, der Spielplan musste jedoch umgebaut werden.

Bis in die frühen Morgenstunden arbeitete Bergers Team am Freitag an dem neuen Spielplan – und erntete noch mehr Chaos. Die Fußballteams befanden sich teilweise an den falschen Plätzen, die Schiedsrichter pfiffen falsche Spiele. Einige Schiedsrichter zogen sich daraufhin zurück, die Samstagsspiele gerieten auch deshalb zu Freundschaftsspielen, am Sonntag wurde verkürzt. Immerhin konnte noch in Spratzern gekickt werden.

Berger will niemandem persönlich die Schuld geben, er selbst sei in die Planungssitzungen mit der Stadt nicht involviert gewesen. Diese habe Spratzern-Obmann Alexander Rakowitz geführt. Rakowitz war für den STANDARD am Montagnachmittag nicht zu erreichen. Laut Thomas Kainz, Pressesprecher der Stadt St. Pölten, sei Sportreferent Florian Geiss mit beiden in Kontakt gestanden, Hauptansprechpartner sei aber Rakowitz gewesen.

Internationaler Ärger

Der Ärger bei den internationalen und nationalen Teams war jedenfalls groß. Einige Mannschaften reisten sogar frühzeitig ab. Das hatte nicht nur mit der Lage auf den Fußballplätzen, sondern auch mit der gebotenen Infrastruktur zu tun. Einige der jungen Fußballer und Fußballerinnen aus München mussten auf Sonnenliegen schlafen, da im Hotel nicht genügend Betten vorhanden waren.

Kroatische Kinder und deren Betreuerteams fühlten ähnlich schlecht behandelt. Das Nachrichtenportal danas.hr schrieb, den Kindern sei das Fußballturnier gestohlen worden. Den Organisatoren werfen die Kroaten vor, mit den Anmeldegebühren verschwunden zu sein, Vater Igor Lojen spricht von "totalem Chaos". Die Teilnahmegebühr lag laut Turnierwebsite je nach Alter und Geschlecht zwischen 100 und 200 Euro pro Kind, dazu kommen Anreise- und Übernachtungskosten.

Champions Trophy in St. Pölten
Die Sportstadtanlage ging im Müll unter.
Thomas Kainz

Auch abseits des Platzes herrschte Durcheinander. Mülltonnen waren überfüllt, der Mist war auf der gesamten Anlage verteilt. Neben einem Müllentsorgungskonzept fehlte es auch an einem Parkplatzplan. Weder Hinweisschilder noch Ordner waren vor Ort vorhanden. "Es hat im Vorfeld einige Gespräche mit dem Veranstalter gegeben. Es wurden Park- und Müllkonzepte gefordert. Diese wurden uns nach mehrmaligen Nachfragen vorgelegt", sagt Thomas Kainz, der Pressesprecher der Stadt St. Pölten. Dazu gebe es einen Schriftverkehr. Dennoch fehlte es an den Spieltagen an Personal. Seitens der Stadt sah man sich Samstagabend dazu gezwungen, die Sportstadtanlage zu sperren. Die Sicherheit der Kinder sei gefährdet gewesen.

Politische Irrtümer

Die niederösterreichische Landeshauptstadt hat sich, wie es vor der Champions Trophy hieß, zum Ziel gemacht, "Fittest City of Austria" zu werden. "Veranstaltungen wie die Champions Trophy 2023 sorgen für Begeisterung und tragen dazu bei, dass die Menschen zur körperlichen Betätigung animiert werden. Ihr habt somit eine wichtige Vorbildfunktion", sagte da der St. Pöltner Bürgermeister Matthias Stadler. Und Johanna Mikl-Leitner sagte über die Champions Trophy: "Als Landeshauptfrau von Niederösterreich gratuliere ich zu dieser erfolgreichen Initiative, die mittlerweile zu einer guten Tradition geworden ist."

Ob die Champions Trophy nächstes Jahr wieder in St. Pölten stattfindet, steht in den Sternen. Seitens der Stadt will man mit dem Veranstalter nicht mehr zusammenarbeiten. Für Organisator Gerald Berger stehen in den kommenden Tage "Fehleranalysen" auf dem Programm. Das nächste Highlight steht jedoch schon kurz bevor. In Traiskirchen wird von 16. bis 18. Juni der U12-Bewerb des Turniers ausgetragen. (Laura Rieger, 12.6.2023)