Wien – Mit Verweis auf die Kanzlerschaft Bruno Kreiskys und dessen Friedensbemühungen für den Nahen Osten veröffentlichte das Rechtsaußenmedium "Exxpress" am Sonntag ein Interview mit Russlands Botschafter Dmitri Ljubinski – und erntet dafür heftige Kritik. Das Gespräch sei "mit der kleinen Hoffnung auf weitere Schritte Richtung Waffenstillstand und Frieden" verbunden, schreibt "Exxpress"-Chefredakteur Richard Schmitt, der das Interview mit Ljubinski führte.

Das Onlinemedium "Exxpress" erntete für ein Interview mit Russlands Botschafter Dmitri Ljubinski, hier auf einer Aufnahme vom März 2021 zu sehen, heftige Kritik.
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Im Interview darf Ljubinski etwa unwidersprochen von den "Verrückten in Kiew" sprechen, die den Anschlag auf den Kachowka-Staudamm zu verantworten hätten, oder davon, dass österreichische Medien "russophob" seien. "Der grundlegende Unterschied zwischen der russischen und der westlichen Medienlandschaft besteht darin, dass in Russland immer auch die Gegenmeinung zur Geltung kommt", sagt Ljubinski. Russland befindet sich laut dem Ranking von Reporter ohne Grenzen in puncto Pressefreiheit auf Platz 164 von 180 Ländern.

Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, kritisierte auf Twitter, dass niemand mehr die russische Lügenpropaganda ernst nehme, außer ein Journalist, "der diese Lügen verbreitet. Auch hier sehen wir eine Selbstentlarvung. Nun weiß man jetzt, wer dem Täter zur Seite steht." 

"ZiB 2"-Moderator Armin Wolf schrieb auf Twitter: "Warum wird diese Fake-News- und Propagandaschleuder eigentlich mit österreichischem Steuergeld finanziert – und nicht mit russischem?" 

"Exxpress" bekam zuletzt etwa die Privatrundfunkförderung und die Digitaltransformationsförderung zugesprochen.

Und der Völkerrechtsexperte Ralph Janik kritisiert: "Das ist in der Tat heftig. Hier werden 1:1 die immergleichen und längst widerlegten russischen Behauptungen reproduziert. Das ist kein Interview, die Fragen sind nur zum Schein da. Und für so was gibt es von ÖVP und Grünen Medienförderung."

"Exxpress" wurde 2021 von Eva Schütz-Hieblinger gegründet. Die Rechtsanwältin war während der türkis-blauen Regierung Vizekabinettschefin im Finanzministerium unter Minister Hartwig Löger (ÖVP) und Büroleiterin von Ex-Öbag-Chef und ÖVP-Strippenzieher Thomas Schmid. Die redaktionellen Geschicke leitet der langjährige Boulevardjournalist Richard Schmitt. (red, 12.6.2023)