UBS übernimmt die Credit Suisse. Aus zwei Instituten wird nun eine Mega-Bank.
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Am Ende ging alles schnell. Sehr schnell. Die Credit Suisse (CS) dümpelte in den vergangenen Jahren durch viele Skandale. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma rügte Ende Februar die Credit Suisse wegen schwerer Pflichtverletzungen bei der Abwicklung eines Milliardengeschäfts mit der inzwischen untergegangenen Finanzgesellschaft Greensill. Es war bereits die dritte öffentliche Rüge innerhalb von zwei Jahren. Wenige Tage später sackten die Credit-Suisse-Aktien auf ein Rekordtief ab, nachdem der Sektor im Zuge des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank einen Ausverkauf erlebt hatte.

Mitte März ging es Schlag auf Schlag: Der Großaktionär Saudi National Bank erklärte, er könne seinen Anteil an der Credit Suisse aus regulatorischen Gründen nicht über die bestehenden zehn Prozent erhöhen. Daraufhin sackten die Aktien der Bank um mehr als 30 Prozent ab.

Am Abend des 15. März dann der Paukenschlag, als die Schweizerische Nationalbank erklärte, bei Bedarf der Credit Suisse Liquidität zur Verfügung zu stellen – der erste derartige Schritt zur Unterstützung einer Großbank seit der globalen Finanzkrise. Die Credit Suisse gibt bekannt, dass sie bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken von der Schweizerischen Nationalbank leihen will, um ihre Liquidität zu erhöhen.

UBS muss Bank auffangen

Vier hektische Tage später steht ein neuer Plan: Die Schweizer Regierung, die Zentralbank und die Finanzaufsichtsbehörde verkünden eine Rettungsaktion für die Credit Suisse. Der Erzrivale UBS soll die Credit Suisse für drei Milliarden Schweizer Franken in Aktien kaufen und bis zu fünf Milliarden Schweizer Franken an Verlusten übernehmen. Trotz Kritik wird die Fusion durchgezogen. Es entsteht der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter. Schweizer Parteien warnen vor den enormen Risiken und der Größe des neuen Instituts.

Dieses neue Institut steht nun. "Heute erreichen wir einen wichtigen Meilenstein", schreibt die UBS es in einem Brief, der in Schweizer Zeitungen am Montag veröffentlicht wurde. "Wir haben den rechtlichen Abschluss der Übernahme von Credit Suisse vollzogen." Die Aktien der Credit Suisse notierten am Montag zum letzten Mal an der Börse.

Neues Mega-Institut

Die neue UBS verwaltet ein Vermögen von mehr als fünf Billionen Dollar und hat rund 120.000 Mitarbeiter. Experten erwarten, dass tausende Stellen wegfallen werden, um Doppelgleisigkeiten abzubauen. Auf Konzernchef Sergio Ermotti, der für diese Aufgabe ans Steuer zurückgeholt wurde, warten jahrelange Integrationsarbeiten.

Die wichtigste anstehende strategische Weichenstellung betrifft das Schweizer Geschäft der Credit Suisse. Zudem müssen die Risiken der Investmentbank der Ex-Credit-Suisse abgebaut werden. Dafür wurden bereits erste Schritte unternommen: Die UBS hat den Bankern der Credit Suisse offenbar strenge Beschränkungen in Bezug auf die Geschäftstätigkeit auferlegt. Unter anderem ist die Rede von einem Verbot neuer Kunden aus Hochrisikoländern und von komplexen Finanzprodukten. Kunden aus Ländern wie Libyen, Russland, Sudan und Venezuela dürfen nicht mehr aufgenommen werden. Ukrainische Politiker und Staatsunternehmen würden gesperrt, um mögliche Geldwäsche zu verhindern.

Rote Linien

Neue Produkte dürfen ohne Zustimmung der UBS-Manager nicht lanciert werden. UBS-Führungskräfte hätten eine Liste mit "roten Linien" erstellt, die den Mitarbeitern der Credit Suisse ab dem ersten Tag der Zusammenlegung eine Reihe von Aktivitäten untersagten, schreibt die "Financial Times".

Zu mehreren Wechsel kam es bereits an der Führungsspitze. Fünf Geschäftsleitungsmitglieder verlassen die Bank. Andere Geschäftsleiter bleiben zwar, übernehmen aber andere Rollen und gehören nicht mehr zur CS-Führung.

Zehn Prozent der Mitarbeiter sind schon weg

In den vergangenen Wochen haben bereits Tausende Mitarbeiter die Credit Suisse verlassen. "Es ist wahr, dass rund zehn Prozent der Arbeitskräfte in den letzten Monaten gegangen sind", erklärte Ermotti in einem Interview des Schweizer Fernsehens.

Ein Treiber der Abgänge ist der Ausstieg aus Teilen des Investmentbankings. "Eines der vordringlichsten Ziele der fusionierten Großbank ist es, die Risiken der Investment-Bank der ex-Credit Suisse rasch abzubauen", erklärte die Schweizer Finanzmarktaufsicht. Die Behörde begrüße diese strategische Stoßrichtung. Der rechtliche Vollzug der Transaktion bringe Stabilität für die beiden Banken, die Kunden und den Finanzplatz.

Fitch stufte UBS-Ratings zurück und erklärte, der erweiterte Konzern werde aufgrund der komplexen und langwierigen Integration der Credit Suisse einem Ausführungsrisiko ausgesetzt sein wird. Die UBS müsse das Geschäft der Credit Suisse stabilisieren. (Reuters, red, 12.6.2023)