Der Sohn einer Legende zu sein ist nicht leicht, und Alexander Soros steht bis heute im Schatten seines berühmten Vaters George, der mit seinem Hedgefonds-Vermögen zum weltweit einflussreichsten Förderer progressiver Politik und zum Feindbild aller Rechten geworden ist.

George Soros Alexander Soros
George Soros hat die Führung seiner Stiftungen seinem Sohn Alexander übergeben.
via REUTERS

Er war als junger Mann schüchtern, unsicher und ziellos, erzählte der heute 37-Jährige in Interviews. Mit 24 blamierte das zweitjüngste von fünf Kindern seinen Vater mit einem Facebook-Posting, in dem er sich als verwöhnter Partylöwe präsentierte. Aber danach begann sich Alex, wie er sich nennt, für Politik zu interessieren, erwarb ein Doktorat in Geschichte an der University of California in Berkeley und engagierte sich für die philanthropischen Aktivitäten seines Vaters. Damit stieg er in die Fußstapfen seiner Mutter Susan Weber, einer angesehenen Kunsthistorikerin, die 22 Jahre lang mit George Soros verheiratet war.

Während sich sein älterer Halbbruder Jonathan, der lange als logischer Nachfolger galt, als Hedgefonds-Manager profilierte, stieg Alex 2017 zum Vizevorsitzenden der Soros-Stiftung auf, begleitete seinen Vater auf Reisen und übernahm immer öfter öffentliche Auftritte. Und nun hat der 92-jährige Patriarch die Führung der Stiftungen mit ihrem 20-Milliarden-Dollar-Vermögen und 1,5 Milliarden Dollar Jahresbudget ganz an seinen Sohn übergeben.

Für das Recht auf Abtreibung

American Football, Philosophie und Politik sind seine Leidenschaften, erzählt ein Freund. Die Finanzmärkte, die George Soros so virtuos beherrschte, lassen ihn kalt. Noch mehr als sein Vater, der einst viel zur Demokratisierung in Osteuropa beigetragen hat und nun von dortigen Rechtspopulisten wie Viktor Orbán verteufelt wird, will er die US-Politik aktiv mitgestalten, das Recht auf Abtreibung verteidigen, Kandidaten der Demokraten unterstützen und einen Wiedereinzug Donald Trumps ins Weiße Haus verhindern.

Seine eigene Alexander-Soros-Stiftung unterstützt Reinigungsarbeiterinnen in den USA, Umweltaktivisten in Afrika und Friedensinitiativen im Nahen Osten, was ihn neben den antisemitischen Attacken, die seit jeher gegen Soros geführt werden, auch zur Zielscheibe der israelischen Rechten macht.

Besonders am Herzen liegt ihm die von seinem Vater gegründete Central European University (CEU) in Wien, wo er im Vorstand sitzt. Dass die indische Kulturanthropologin Shalini Randeria vor zwei Jahren zur Rektorin gewählt wurde, war auch auf seinen Einfluss zurückzuführen. (Eric Frey, 13.6.2023)