Keine zwei Wochen nach dem Verkauf von Kika/Leiner wurde am Dienstag das Insolvenzverfahren über die Möbelhandelskette eröffnet. Die Leiner & Kika Möbelhandels GmbH will ihren Gläubigerinnen und Gläubigern 20 Prozent der Forderungen binnen zwei Jahren bezahlen, zunächst müssen sie aber den Sanierungsplan genehmigen. Käufer des operativen Geschäfts ist die WIH Beteiligungs & Immobilien GmbH von Hermann Wieser, einem Handelsexperten, der einst selbst bei Kika/Leiner Manager war.

Kika, mit Schild zu Finanzierung um null Prozent und Einbahn-Schild
Die Kika- und Leiner-Möbelhäuser haben seit Jahren Verluste angehäuft.
APA/Eva Manhart

Zum Masseverwalter wurde der St. Pöltner Anwalt Volker Leitner bestellt. Da das Unternehmen die höchsten Schulden bei der Republik hat (wegen gestundeter Umsatzsteuern und Entgeltfortzahlung durch den Insolvenzentgeltfonds), wird die Finanzprokuratur prüfen, wie es zum Verkauf kam und wie die finanzielle Lage davor war.

Aus dem Kaufvertrag für das operative Geschäft erschließt sich, dass Verkäuferin Signa bzw. andere Gesellschaften der Gruppe in den vergangenen fünf Jahren (Signa besaß Kika/Leiner ab Mitte 2018) Geld in die chronisch defizitären Möbelgeschäfte gesteckt haben, in Form von Gesellschafterdarlehen. Diese hat nun der neue Eigentümer übernommen, laut Kaufvertrag sind sie eigenkapitalersetzend. Offene Nach- oder Zuschussverpflichtungen hatte Signa zum Zeitpunkt des Verkaufs laut Vertrag nicht.

Langes Darben

Finanziell steht das Unternehmen seit längerem auf tönernen Füßen, das zeigen auch die Unterlagen zur Insolvenz. Die Kika Möbel-HandelsgmbH wies in den Geschäftsjahren 2019 bis 2021 Jahresfehlbeträge von zusammen mehr als 38 Millionen Euro, die Rudolf Leiner GmbH ein Minus von rund 15 Millionen aus, zusammen also mehr als 53 Millionen Euro. 2022 wurden die beiden Gesellschaften rückwirkend zur Leiner & Kika Möbelhandels GmbH verschmolzen, deren Fehlbetrag im Geschäftsjahr 2021/22 rund 47 Millionen Euro betrug.

Schon in der Signa-Ära gab es offenbar Restrukturierungspläne, das erschließt sich auch aus damaligen Bilanzen. In jener der Rudolf Leiner GmbH von 2019/20 ist etwa von "detaillierten Sanierungskonzepten" die Rede, die in Zusammenarbeit mit dem "erfahrenen externen" Berater Retail Capital Partners (RCP) entwickelt worden seien. Auf der Homepage der Schweizer Beratungsgesellschaft findet sich unter dem Stichwort "Referenzen" auch Kika/Leiner.

Sanierungsziel verfehlt

Laut Insolvenzanmeldung haben diese Konzepte etwa Kosteneinsparungsprogramme und Maßnahmen zu Umsatzsteigerungen enthalten, die prognostizierten Umsätze hätten jedoch nicht erzielt werden können. Die Sanierungskonzepte hätten, auch wegen des Kostendrucks in der Branche, "keine zufriedenstellenden Ergebnisse" gebracht.

Der neue Eigentümer, Wieser, setzt nun also auf Entschuldung samt Sanierung. Allenfalls werde die neue Gesellschafterin die dafür nötigen Mittel bereitstellen. (Renate Graber, 14.6.2023)