Man nehme Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark zusammen, dazu noch ein Stück des Burgenlandes, dann hat man die Fläche, die bislang von den Feuern in Kanada vernichtet wurden. Dabei hat die eigentliche Waldbrandsaison noch gar nicht richtig begonnen. Und während die Löschkräfte kurz einmal durchschnaufen können, ist aus dem Ausland Unterstützung unterwegs. 

Waldbrände Kanada Quebec
Einer der unzähligen Waldbrände in Mistissini in der Provinz Quebec.
via REUTERS/Canadian Forces

Kanadischen Behörden zufolge loderten Anfang der Woche 449 Feuer im Land, 219 davon wurden als außer Kontrolle eingestuft. Dass es im Great White North im Sommer zu solchen Feuern kommt, ist nicht ungewöhnlich, allerdings hat das heuer eine neue Dimension angenommen. Zur Orientierung: Bislang wurden heuer, noch ohne die klassische Waldbrandsaison von Juli bis September, 48.000 Quadratkilometer vernichtet. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1983 gab es nur drei Jahre, in denen insgesamt mehr verbrannt wurde. Und: Jährlich wurden sonst bislang im Schnitt 21.000 Quadratkilometer vernichtet. Außerdem sind bis Mitte Juni normalerweise gerade einmal 15 Prozent der jährlichen Gesamtfläche verbrannt. 

Rauch sogar in New York

Auch der Beginn der Feuer war heuer weit früher als sonst. Los ging es schon im Mai mit von Blitzen ausgelösten Bränden in West- und Zentralkanada. In Kombination mit in diesen Regionen ungewohnter Hitze und ausgetrockneten Flächen breiteten sich die Feuer rasant aus. Zehntausende Menschen mussten deswegen ihr Zuhause verlassen, und der Wind trug den Rauch bisweilen so weit, dass sogar New York zeitweise eingenebelt war. Insgesamt hat der Rauch der Brände die Luft für mehr als 100 Millionen Menschen im östlichen Nordamerika verschmutzt. Für Expertinnen und Experten ist klar, dass der Klimawandel für die immer heftigeren Waldbrände mitverantwortlich ist. 

Knapp 5.000 Einsatzkräfte kämpfen in Kanada derzeit gegen die Brände an, etwa 1.000 davon an der Feuerfront. Dieser Tage wird Unterstützung aus dem Ausland kommen: Aus Frankreich, Spanien und Portugal werden insgesamt 280 Feuerwehrleute erwartet. "Weitere werden folgen", kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter an. Auch US-Präsident Joe Biden hat 600 Löschkräfte gen Norden entsandt. 

Kanadas Einwanderungsminister Sean Fraser hat die Einreise für die ausländischen Löschkräfte vereinfachen lassen. 

In den vergangenen Tagen konnte in der ostkanadischen Provinz Québec aufgrund von Regen kurz durchgeatmet werden, allerdings war es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Den Behörden zufolge werden die Brände nämlich noch wochenlang andauern. "Uns steht ein Kampf bevor, der nach unserer Einschätzung den ganzen Sommer andauern wird", sagte der Sicherheitsminister der Provinz Québec, François Bonnardel. "Es ist das erste Mal in der Geschichte Québecs, dass wir so viele Feuer bekämpfen und derart viele Menschen evakuieren." (ksh, 14.6.2023)