Glaubt man dem iranischen Militär, dann stellt das, was vor wenigen Tagen präsentiert wurde, einen wichtigen Durchbruch für die Zukunft der Streitkräfte dar. Es handelt sich nämlich um das "erste Gerät für den Quanten-Verarbeitungsalgorithmus", das aus den Forschungen der Imam Khomeini Naval University in Nowshahr hervorgeht.

Berichten staatsnaher Agenturen und Plattformen zufolge soll die bei einer Zeremonie gezeigte Hardware unter anderem dazu dienen, dank ihrer Algorithmen auch schon geringe unübliche Verwerfungen auf der Wasseroberfläche zu orten, was wohl der vorzeitigen Ortung von Feinden dienlich sein soll. Die Sache hat allerdings zwei Haken: Das präsentierte Gerät kommt "von der Stange". Und es ist auch nicht für Quantencomputing gedacht.

Konteradmiral Habibollah Sayyari zeigt das Gerät, das nicht ist, was er denkt.
Farsnews

Auf den Aufnahmen, so schreibt "Vice", ist auf der Platine gut der Markenname "ZedBoard" zu erkennen. Die Hardware sieht dabei verdächtig nach dem Modell ZedBoard Zynq-7000 aus, das vom Hersteller Digilent für 590 Dollar verkauft wird und auch über große Onlinehändler wie Amazon erhältlich ist. Es bringt einen ARM-Prozessor und zahlreiche Schnittstellen mit. Gedacht ist es für Entwickler, die sich mit FPGA beschäftigen wollen.

Links: der "Quantencomputer" des iranischen Militärs. Rechts: das Digilent ZedBoard Zynq-7000.
Farsnews/Digilent

Dass es dem Iran gelungen ist, auf dem Board Quantenalgorithmen auszuführen, lässt sich zwar nicht zu 100 Prozent ausschließen. Aber da für Quantencomputing normalerweise spezialisierte Qubits benötigt werden, über die das Zynq-7000 nicht verfügt, dürfte das extrem unwahrscheinlich sein. Quantencomputer befinden sich nach wie vor in einem experimentellen Stadium ihrer Entwicklung, benötigen relativ viel Platz und müssen bis fast an den absoluten Nullpunkt gekühlt werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass die iranische Armee ein Gerät mit zweifelhaften Angaben vorstellt. 2020 präsentierte man einen Apparat, der "magnetisch" Covid- und Aids-Infektionen erkennen sollte. Allerdings handelte es sich dabei um eine Erfindung britischer Betrüger, die schon Jahre zuvor als Bombendetektor im Umlauf war. (red, 14.6.2023)