Auch Ex-Profi Alexander Grünwald mischte sich ins Team Rot.
Foto: FK Austria Wien/Köhler

Wien – Keine Feindseligkeiten und keine aufgeheizten Fangruppen – es war ein Derby der anderen Art. Das faire Miteinander überwog. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Special Olympics veranstalteten Austria Wien und Rapid Wien am Mittwoch in der Generali-Arena das erste Wiener Inklusionsderby. Gemeinsam im Einsatz waren Special-Needs-Teams, also Fußballer mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung, Frauenteams, E-Sportler und ehemalige Profis wie Alexander Grünwald und Stefan Kulovits. Schiedsrichterin Sara Telek pfiff das Spiel.

Die beiden Wiener Klubs sind Pioniere auf ihrem Gebiet. Seit 2014 besitzen die Hütteldorfer ein eigenes Special-Needs-Team, zwei Jahre später folgten die Veilchen. Beide Teams sind auf nationaler und internationaler Bühne erfolgreich, nehmen regelmäßig an Großturnieren teil. Am Mittwoch ist man einen Schritt weitergegangen. "Es ist wichtig, Diversität in den Vordergrund zu bringen", sagte Austria-Präsident Kurt Gollowitzer. Von einem Derby zu sprechen ist fast übertrieben. Gespielt wurde nicht in violetten und grünen Trikots, sondern Team Rot trat gegen Team Weiß an. Inklusion funktioniert auch innerhalb der Teams. In beiden Mannschaften kickten sowohl Austrianer als auch Rapidler. Statt der gewohnten 90 Minuten spielten 30 Minuten lang teilweise 30 gegen 30 Fußballer und Fußballerinnen.

Hoffen auf Paris

"Viele Menschen wissen immer noch nicht, was Special Olympics sind", sagte Maria Rauch-Kallat, Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Committees, im Rahmen der Veranstaltung bei einer Podiumsdiskussion. Die Gleichstellung von paralympischen Aktiven, also Sportlern mit körperlicher Einschränkung, sei weiter vorangeschritten als jene der Sportler mit mentaler Beeinträchtigung. Am Samstag starten die Special Olympics World Games in Berlin.

Ausschlaggebend für die große Akzeptanz der paralympischen Bewegung seien die perfekt organisierten Sommerspiele 2012 in London gewesen. Einen weiteren Impuls könnten die Spiele 2024 in Paris liefern. Nicht nur die gemeinsame Einkleidung der Athleten und Athletinnen soll das Bild einer selbstverständlichen Zusammengehörigkeit vermitteln und die Inklusion weltweit fördern.

Inklusion in der Generali-Arena.
Foto: FK Austria Wien/Köhler

In den vergangenen Jahren ist in der Inklusionsarbeit einiges vorangegangen. Die Entwicklung in Österreich nimmt Formen an. "Wir sind aber noch lange nicht am Ziel", so Rauch-Kallat. Es sei leider immer noch nicht normal, dass alle Menschen – unabhängig von Geschlecht oder Beeinträchtigung – gemeinsam Sport betreiben. Der Appell der ehemaligen Ministerin für ein besseres und faires Miteinander richtet sich an jeden Einzelnen.

Tor für Papa

"Der Spaß steht definitiv im Vordergrund. Das sieht man bei jedem Torjubel", sagte der ehemalige Profi Grünwald. "Wir setzen uns im Verein für mehr Inklusion ein und haben uns länger Gedanken gemacht, wie wir unseren Beitrag dazu leisten können", so der Ex-Austrianer. Das erste Inklusionsderby soll nicht das letzte bleiben.

Die Partie in Favoriten wird emotional geführt. Team Rot und Team Weiß liefern sich ein hart umkämpftes Match. Dank der besseren Chancenverwertung siegen die Roten letztlich mit 3:1. Torschütze Patrick Sautner: "Unglaublich! Das Tor widme mich meinem Papa. Der ist Austrianer, ich spiele jetzt für Rapid." (Laura Rieger, 15.6.2023)