Eine plakative Maßnahme, um den Gaming-Schwerpunkt für Fernseher zu verdeutlichen: Panasonic ist "offizieller TV-Partner" des Action-Rollenspiels "Diablo IV".
Panasonic, Blizzard

Was die weltweiten Marktanteile für Fernseher betrifft, kann Panasonic zwar nicht mit den Platzhirschen Samsung, LG oder TCL mithalten. Bei den TV-Geräten selbst sieht es anders aus: Zwar werden Panels großer Hersteller bezogen, aber in der eigenen Entwicklungsabteilung veredelt und intensiv feinabgestimmt. So will man Inhalte exakt so wiedergeben können, wie sie von Produzenten gedacht waren. Dies soll nicht nur in Kooperation mit professionellen Filmemachern, sondern offenbar auch mit bekannten Spieleentwicklern passieren. In Berlin präsentierte der japanische TV-Hersteller, was das für seine neue Generation an Fernsehern bedeutet.

Gaming im Fokus …

Feintuning hat bei Fernsehern von Panasonic einen hohen Stellenwert. Gerade für Filme ist dies schon lange der Fall, neu hingegen ist das klare Bekenntnis, auch Kooperationen in der Gamingbranche anzustreben. Das Label "offizieller TV-Partner von 'Diablo IV'" kommt in diesem Zusammenhang als plakativer Marketingstunt natürlich gelegen – ob es auch überzeugen kann, darf an dieser Stelle zumindest infrage gestellt werden.

Tatsächlich betont man die intensive Zusammenarbeit der letzten Monate mit Entwickler Activision Blizzard, um das Spiel nicht nur speziell auf Panasonic-Fernsehern, sondern generell auf OLED-Bildschirmen besser aussehen zu lassen. Das Ergebnis braucht sich auf entsprechenden Bildschirmen natürlich nicht zu verstecken – ein Alleinstellungsmerkmal, wie es suggeriert wird, konnte in einer kurzen Demo allerdings nicht festgestellt werden.

In Berlin zeigte sich Panasonic sichtlich stolz über die Kooperation mit Activision-Blizzard zu "Diablo IV".
STANDARD/Brandtner

Über "Diablo" hinaus will man aber auch sonst Features der Fernseher hervorstreichen, die besonders Spielerinnen und Spielern zugutekommen. Spezielle Spielmodi sollen dank HDMI 2.1 nicht nur bekannte Funktionen bieten wie zum Beispiel höhere Bildwiederholfrequenzen (bis zu 120 Hz), geringe Latenz und Eingabeverzögerung (ALLM) und variable Bildwiederholrate (VRR).

… mit bestimmten Einschränkungen

Neben AMD Freesync Premium sind bestimmte Modelle nun auch kompatibel mit Nvidias G-Sync, womit ebenfalls die Synchronisierung von Bildschirm und Spielequelle ermöglicht wird. Ein eigenes Soundprofil für Spiele soll zudem den Klang merklich verbessern. Und wer will, kann die akkurate Farbwiedergabe des "True Game Mode" sogar professionell mit Calman-Software kalibrieren lassen – ein netter Gedanke, der aber aufgrund der damit verbundenen Mehrkosten für die meisten Gamer nur genau das bleiben wird.

Zwei Haken finden sich zudem leider im "Kleingedruckten": Zum einen hat man es leider wieder verabsäumt, dass alle vier HDMI-Anschlüsse 2.1-tauglich sind. Gamer, die mehr als eine Konsole haben und möglicherweise auch noch eine externe Soundlösung über eARC laufen lassen wollen, können hier nicht aus dem Vollen schöpfen. Zum anderen sind diese Spielmodi – ähnlich wie die besonders akkuraten Filmmodi – in vollem Ausmaß nur den höherpreisigen Geräten vorbehalten. Bei allen anderen Modellen, im LED-Bereich sind bis auf das Topmodell alle betroffen, muss man den einen oder anderen Abzug in der Featureliste in Kauf nehmen.

Starkes OLED-Aufgebot  

Beinahe kompromisslos ist ohnehin nur das auf der CES in Las Vegas erstmals angekündigte Modell MZW2004 (erhältlich in 55 bis 77 Zoll, UVP noch offen). Das Flaggschiff der OLED-Serie hat in der 55- und 65-Zoll-Variante das neueste MLA-Panel von LG verbaut und soll in Kombination mit einem Heatsink für eine Steigerung der Bildschirmhelligkeit um bis zu 50 Prozent sorgen. MLA steht für Multi Lens Array und bezeichnet vereinfacht formuliert eine zusätzliche Schicht im Display. Winzig kleine Linsen bündeln in Kombination mit einem Algorithmus die Lichtleistung je nach Bedarf – mit dem Effekt, dass die Helligkeit deutlich angehoben werden kann, ohne den Stromverbrauch zu erhöhen.

Der MZ1500 ist die neue Nummer zwei im OLED-Line-up von Panasonic.
Panasonic

Der MZ1500 (erhältlich in 42 bis 65 Zoll, UVP ca. 2.000 bis 3.500 Euro) hat kein solches MLA-Panel, verfügt aber über ein Heatsink, weshalb die Schlussfolgerung naheliegt, dass hier EX-Panels von LG verbaut sein dürften. Ein weiteres Highlight ist die integrierte nach vorne gerichtete Lautsprecherleiste, die wie beim MZW2004 eine Soundbar ersetzen kann und soll. Ein herkömmliches OLED-Panel von LG ohne Heatsink dürfte im MZ984 (42 bis 65 Zoll, UVP ca. 1.900 bis 3.200 Euro) verbaut sein, ansonsten unterscheiden sich die Modelle vor allem in der Ausführung und Anzahl der verbauten Lautsprecher.

Alle drei Modelle laufen mit dem hauseigenen Betriebssystem "myHome Screen" in der Version 8.0 und verfügen über Panasonics besten Bildprozessor HCX Pro AI. Der darauf ausgelegte Filmmaker-Mode soll weiter verbessert worden sein und im Zusammenspiel mit Sensoren, die das Bild an die Farbtemperatur des Umgebungslichts anpassen, für eine natürliche Bilddarstellung in Filmen und Fernsehsendungen sorgen. MZW 2004, MZ1500 und MZ984 verfügen auch über alle zuvor erwähnten Game-Modi und bilden somit das hochwertigste Paket im Panasonic Lineup ab.

Komplettiert wird das OLED-Aufgebot durch den MZ800E (erhältlich in 42 bis 65 Zoll, UVP ca. 1.700 bis 2.750 Euro). Dabei handelt es sich um den ersten OLED-Fernseher von Panasonic auf Basis von GoogleTV. Neben einem großen Film- und nicht zuletzt auch App-Angebot werden damit unter anderem auch Chromecast Built-in und die Steuerung von Smart-Home-Geräten in Aussicht gestellt.

Neuzugang mit Mini-LED

Im günstigeren Bereich der LED-Fernseher führt Panasonic zum ersten Mal die Mini-LED-Technologie ein. Damit ist eine segmentiertere und somit präziser ansteuerbare Hintergrundbeleuchtung der Fernseher möglich, die neben einem Plus an Helligkeit auch mehr Kontrast verspricht. Zudem wird dadurch das Streulicht minimiert und damit auch der "Schein" heller Objekte auf schwarzem Hintergrund (zum Beispiel bei der Abbildung von einem Sternenhimmel).

Vorerst beschränkt man sich nur mit dem LED-Flaggschiff MXW954 (55 bis 75 Zoll, UVP ca. 1.600 bis 2.800 Euro) auf diese Technologie. Der verbaute Prozessor HCX Pro AI ermöglicht auch mit diesem Modell die verbesserten Modi für Filme und Spiele.

Der direkte Vergleich

Besonders interessant war an manchen Demostationen der Vergleich von neuen Geräten mit ihren auslaufenden Pendants aus dem Vorjahr. Daran war beispielsweise zu erkennen, dass das High-End-Display des MZW2004 mit MLA-Technologie auf dem Papier zwar beeindrucken mag, der reale Unterschied aber deutlich geringer ausfallen dürfte, als die Zahlen vermuten lassen. Weder ein Porzellangefäß noch die Front eines weißen Oldtimers vor schwarzem Hintergrund konnten im Bildschirmduell einen schnellen Wow-Effekt provozieren. Erst bei näherer Betrachtung und verändertem Blickwinkel wurde klar, dass das Plus an Helligkeit mehr Details erkennen lässt. Im Film- oder Spielalltag und je nach Bildmodus und entsprechendem Betrachtungsabstand dürfte das allerdings kaum ins Gewicht fallen.

Deutlich klarer fiel der Unterschied beim Vergleich des künftigen LED-Spitzenmodells mit dem aktuellen aus. Die Mini-LED-Technologie des MXW954, vermutlich mit VA-Panel von TCL, konnte ihre Stärken ganz klar gegenüber dem Vorjahresmodell mit IPS-Panel ausspielen. Das Schwarz war auf den ersten Blick deutlich satter, die Farben kräftiger und auch das detailliertere Bild fiel sofort ins Auge. Leider überhaupt nicht aussagekräftig war andernorts der Soundtest. Er sollte Vorzüge der integrierten Soundbar unter dem MZ1500 gegenüber dem vergleichbaren Auslaufmodell ohne Lautsprecherleiste zeigen. Die Umgebungslautstärke der offenen Halle, die stellenweise Messecharakter aufwies, machte hier einen Strich durch die Rechnung. Gut möglich, dass der Klang verbessert werden konnte, klar heraushören ließ sich in dieser Umgebung nur der Subwoofer, der im neuen Gerät ebenfalls verbaut ist.

Ersteindruck

Gemäß einer Präsentation mit ergänzenden Demos technischer Highlights lassen sich nur bedingt detaillierte Rückschlüsse auf eine alltägliche Nutzung in natürlichem Umfeld ziehen. Dennoch waren Linie und Highlights nachvollziehbar, mit denen Panasonic versucht, sich von anderen Herstellern abzuheben. Das Versprechen, Filme und Spiele absolut unverfälscht wiederzugeben, soll besonders Enthusiasten ansprechen, die besonderen Wert auf Farbtreue und Authentizität der Inhalte legen. Mangels Überprüf- oder Vergleichbarkeit wird ein durchschnittlicher Nutzer ohne geschultes Auge allerdings kaum davon profitieren.

Um Missverständnisse auszuräumen: Das heißt nicht, dass die gezeigten Inhalte in ihrer Klarheit und präzisen Darstellung nicht überzeugen konnten. Ganz im Gegenteil, besonders das Bild von OLED-Fernsehern bleibt auch bei den Panasonic-Modellen – wenig überraschend – eine Klasse für sich, und mit dem Upgrade im LED-Bereich auf Mini-LED-Displays zeigt der japanische Hersteller erkennbare Fortschritte. Der Unterschied zur Konkurrenz bleibt bei vergleichbaren Produkten am Ende des Tages aber zu einem gewissen Grad eben eine Geschmacksfrage.

Das neue MLA-Panel ist ein weiterer Schritt nach vorne. Aber möglicherweise nicht so weit wie anfangs vermutet.
Panasonic

Der Generationensprung mit dem neuen MLA-Panel ist erkennbar, aber erstens nicht so stark, wie es hohe zweistellige Prozentsprünge bei der Helligkeit auf dem Papier nahelegen. Außerdem bleibt die Technologie (wie bei LG im Übrigen auch) dem teuersten Modell im Lineup vorbehalten. Deutlicher bemerkbar macht sich im günstigeren Preissegment der LED-Fernseher die Einführung von Mini-LED, das zeigt sich vor allem durch sattere Schwarztöne und kräftigere Farben. Auch hier ist der Benefit auf das Topmodell der Serie beschränkt.

Einen stärkeren Unterschied könnten Panasonic-OLEDs ausmachen, wenn man den TV nicht mit separater Audio-Hardware koppeln möchte, etwa mit einer Soundbar(-Kombination) oder mit einem Surroundsystem. Um den Kompromiss größerer Abmessungen, vor allem in der Tiefe, werden integrierte Audiolösungen angeboten, die zumindest einen vollwertigen Ersatz für Soundbars in Aussicht stellen. Das sieht man in dieser Ausführung selten bei anderen Herstellern.

Ganz und gar nicht klar ist hingegen die Linie des Herstellers, was die Vielzahl unterschiedlicher Betriebssysteme betrifft. MyHome Screen 8.0, FireTV, Android im Allgemeinen und Google TV im Speziellen (Linux für die verbleibenden 2K-Modelle gar nicht mitgerechnet) über das Angebot verteilt bergen großes Potenzial, die Kundschaft zu verwirren. Offiziell heißt es, man könne so alle Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden abdecken. Für all diese Betriebssysteme werden aber auch nicht alle Displaygrößen angeboten. Skurrilerweise wirkt das eigene "myHome Screen 8.0" auf den ersten Blick ohnehin am aufgeräumtesten und besten zu bedienen. Für den Außenstehenden wäre hier mehr Klarheit von Vorteil.

Sollte sich jemand für ein neues TV-Modell von Panasonic interessieren, bleibt jedenfalls noch genug Zeit, darüber nachzudenken. Die meisten Modelle sind frühestens ab August verfügbar, die Flaggschiffe lassen überhaupt noch länger auf sich warten, denn MZW2004 (OLED) und MXW954 (LED) kommen je nach Bildschirmdiagonale frühestens im September in den Handel. "Offizieller TV-Partner" hin oder her: Bis dahin müssen Gamer offenbar also noch woanders "Diablo IV" spielen. (Benjamin Brandtner, 15.6.2023)