Alaba
Der 30-jährige David Alaba wird am Samstag gegen Belgien zum 100. Mal für das österreichische Fußballteam im Einsatz sein.
APA/GEORG HOCHMUTH

Am Freitag hätte Kapitän David Alaba um 18.30 Uhr im Brüsseler König-Baudouin-Stadion neben Teamchef Ralf Rangnick sitzen sollen. Daraus wird nichts. Die Abschlusspressekonferenz musste abgesagt werden. Die Anreise des ÖFB-Teams aufgrund technischer Probleme des Flugzeugs um vier Stunden verzögert, die Mannschaft landet erst am späten Abend in Brüssel.

In der Regel sind diese Veranstaltungen an Spannung und Spektakel ohnehin überbietbar. Wie man gegen Belgien, den Weltranglistenvierten im Fußball, gewinnt, wäre eine Frage, die Rangnick gedroht hätte. Das EM-Qualifikationsspiel der Gruppe F wird jedenfalls am Samstag um 20.45 Uhr angepfiffen (live ORF 1). Das Stadion, in dem knapp 50.000 Fans Platz finden, ist ausverkauft. Ein Spektakel ist selbstverständlich nicht auszuschließen.

Alaba absolviert in Brüssel sein 100. Ländermatch. Mögliche Aussagen bei einer PK wären folgende gewesen: "Es ist eine Ehre", "Ich bin stolz", "Wie die Zeit vergeht", "Wichtig ist immer die Mannschaft". Der Ausnahmekicker aus Wien wird am 24. Juni 31 Jahre alt, Rekordinternationaler ist der 34-jährige Marko Arnautovic (106 Einsätze). Es ist fast ein Naturgesetz, dass Alaba seinen Spezi Arnautovic überholen und abhängen wird. 130 bis 150 Partien sind denkbar, Gesundheit vorausgesetzt.

Am Donnerstag wurde in Windischgarsten regeneriert, nicht trainiert. Die Belastung wurde geschaffen, um von der medizinischen Abteilung des Fußballbundes gesteuert zu werden. Die Abschlusseinheit findet nicht im hektischen Brüssel, sondern am Freitagvormittag im beschaulichen Windischgarsten statt. Der ÖFB hat es übrigens nicht geschafft, in der Vorbereitungswoche mit Alaba einen Medientermin zu organisieren. Keine Zeit, hieß es. Man hätte die 20 Minuten zum Beispiel der Playstation wegnehmen können. Auch Arnautovic stand weder Rede noch Antwort.

Alles unfassbar

Also streuten andere dem Jubilar nicht nur Rosen, sondern Blumensträuße, ganze Blumenfelder. Sportdirektor Peter Schöttel sagte: "Es gibt keinen Erfolgreicheren, eine unfassbare Karriere, er hat immer die richtigen Entscheidungen getroffen, Bayern München, Real Madrid. David flößt den Gegnern Respekt ein."

Verteidiger Maximilian Wöber nennt Alaba "unsere Wirbelsäule. Er steht hinter dir, hat eine klare Meinung, hilft den Jungen, bringt Topleistungen, war von Jugend an ein Führungsspieler." Mainz-Legionar Karim Onisiwo schätzt die menschlichen Qualitäten. "Als ganz Großer ist er immer gleich und geerdet geblieben." Philipp Lienhart, der Freiburg-Legionär könnte mit Alaba gegen Belgien das Abwehrzentrum in der Viererkette bilden, sagte: "Das ist eine unglaubliche Zahl und zeigt, wie gut er ist. Er ist ein absolutes Vorbild, hat eine enorme Ausstrahlung."

Ein Lehrer

Die Kollegenschaft mag Alabas "Wiener Schmäh". Es gibt keinen, der behaupten würde, der Mann sei absolut unlustig, lache nur in Madrider oder Windischgarstener Kellern. Konrad Laimer, der zu Bayern München gewechselt ist und somit mit dem Jubilar eine biografische Gemeinsamkeit hat (minus zehn deutsche Meistertitel halt), sieht in Alaba auch einen "Lehrer. Ich habe viel von ihm gelernt. Er hat mir vermittelt, dass man immer vorangehen muss."

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Alaba hat im Team 15 Tore erzielt, für eine Defensivkraft (Linksverteidiger, Innenverteidiger, Mittelfeld) ist das eine erstaunliche Anzahl. Im aktuellen Aufgebot ist lediglich Arnautovic treffsicherer. Er hält bei 34 Stück, ist als Stürmer in der besseren Position. Arnautovic wird voraussichtlich beim FC Bologna bleiben, das Interesse von AC Milan dürfte doch eher begrenzt sein.

Alaba ist der einzige österreichische Teamspieler, der dem belgischen Internationalen Jeremy Doku ein Begriff ist. "Ich weiß selbst nicht viel über Österreich. Ich kenne nur Alaba", sagte der Profi von Stade Rennes. Spricht für Alaba und gegen Doku. Tedesco wird Dokus Horizont noch rechtzeitig erweitern. Ob Alaba Herrn Doku kennt, war bis Redaktionsschluss nicht aufzuklären. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Andererseits wird die Ikone vor dem Hunderter ohnedies sagen: "Wichtig ist immer die Mannschaft." (Christian Hackl, 16.6.2023) 

EM-Qualifikation - Gruppe F, 3. Runde:

Belgien - Österreich
(Brüssel, König-Baudouin-Stadion, 20.45 Uhr/live ORF eins und DAZN, SR Brisard/FRA)

Belgien: Courtois (Real Madrid/101 Länderspiele) - Castagne (Leicester City/31/2 Tore), Faes (Leicester City/3/0), Vertonghen (Anderlecht/147/9), Theate (Rennes/6/0) - Tielemans (Leicester City/58/5) - Lukebakio (Hertha BSC/7/0), Vanaken (Club Brügge/23/5), Carrasco (Atletico Madrid/64/9) - Lukaku (Inter Mailand/106/72), Openda (Lens/8/2)

Ersatz: Bodart (Standard Lüttich/0), Kaminski (Blackburn Rovers/0), Sels (Straßburg/2) - Al-Dakhil (Burnley/0), Bornauw (Wolfsburg/4/0), Dendoncker (Aston Villa/31/1), Managala (Nottingham Forest/4/0), Tresor (Genk/6/3), Deman (Cercle Brügge/0), Doku (Rennes/12/2), Saelemaekers (AC Milan/11/1), Batshuayi (Fenerbahce/50/27), Bakayoko (PSV Eindhoven), Vranckx (AC Milan)

Es fehlen: De Bruyne, Trossard, Casteels, Onana (alle verletzt)

Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/7) - Posch (Bologna/22/1), Lienhart (Freiburg/11/0), Alaba (Real Madrid/99/15), Wöber (Leeds United/14/0) - Ljubicic (1. FC Köln/6/1), Seiwald (RB Leipzig/12/0), Kainz (1. FC Köln/23/1), X. Schlager (RB Leipzig/33/3) - Baumgartner (Hoffenheim/27/8), Arnautovic (Bologna/106/34)

Ersatz: Bachmann (Watford/13), Hedl (Rapid/1), Pentz (Bayer Leverkusen/4) - Daniliuc (Salernitana/1/0), Danso (Lens/13/0), Mwene (PSV Eindhoven/5/0), Schnegg (Sturm Graz/0), Adamu (Red Bull Salzburg/5/0), Grillitsch (Ajax Amsterdam/35/1), Wimmer (Wolfsburg/3/0), Sabitzer (Manchester United/Bayern München/69/13), Sarkaria (Sturm Graz/0), Schmid (Werder Bremen/4/0), Gregoritsch (Freiburg/45/9), Onisiwo (Mainz/21/1)

Es fehlen: Trauner (Knieverletzung), Lindner (Tumor-OP), Danso (Adduktoren), Laimer (Sprunggelenk)

Weiteres Samstag-Spiel: Aserbaidschan - Estland (18.00 Uhr MESZ)

Nächste Runde am Dienstag: Österreich - Schweden (20.45 Uhr/live Servus TV), Estland - Belgien (20.45 Uhr)