Karin Kneissl, hier ein Archivbild von 2022, ist für ihre Nähe zu Russland bekannt.
Karin Kneissl, hier ein Archivbild von 2022, ist für ihre Nähe zu Russland bekannt.
imago / SNA / Alexandr Kryazhev

Beim Sankt Petersburger Wirtschaftsforum, das am Mittwoch begann, war die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl gleich mit drei Auftritten angekündigt. Am Rande der Veranstaltung ließ sie nun mit einer Ankündigung aufhorchen, die einmal mehr ihre politische Nähe zu Moskau demonstrierte: Sie erwäge ernsthaft, nach Russland zu ziehen, sagte sie der russischen Nachrichtenagentur Tass.

Zur Frage, ob sie auch einen russischen Pass beantragen wolle, blieb sie etwas vorsichtiger: "Um eine Russin zu werden, muss ich richtig Russisch lernen", erklärte sie laut Tass. "Ich muss 'Krieg und Frieden' zu Ende lesen, ich muss Dostojewski und mindestens zwei Werke von Tschechow lesen, dann können wir anfangen, darüber zu reden", so Kneissl. Sie sei allerdings "generell sehr aufgeschlossen". Österreich vermisse sie jedenfalls nicht, sagte Kneissl, die derzeit im Libanon lebt.

Karin Kneissl war von Dezember 2017 bis Juni 2019 von der FPÖ nominierte Außenministerin in der schwarz-blauen Bundesregierung. Immer wieder wurde sie wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisiert, den sie im Jahr 2018 sogar zu ihrer Hochzeit einlud. Die Bilder von ihrem Knicks vor Putin sorgten damals international für Aufsehen.

Russische Universität richtet Thinktank für Kneissl ein

Kneissl kündigte in Sankt Petersburg zudem die Gründung eines von ihr geleiteten Russland-Thinktanks namens "Gorki" an, den sie am Freitag gemeinsam mit dem Rektor der staatlichen Sankt Petersburger Universität, Nikolaj Kropatschew, öffentlich präsentierte. "Gorki" stünde für "Geopolitical Observatory for Russia's Key Issues" (Geopolitisches Observatorium für Russlands Schlüsselthemen), und mit ihm sollten empirische akademische Antworten gefunden werden, um damit politische Aktivitäten zu begleiten.

Das an der Petersburger Uni angesiedelte Zentrum werde sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung Russlands, seiner Energieunabhängigkeit, Fragen von Migration sowie Diplomatie und russischer Außenpolitik beschäftigen, informierte die Uni in einer Presseerklärung. "Das Zentrum verbindet das akademische Potenzial der ersten Universität Russlands mit der reichen diplomatischen Erfahrung seiner Leiterin (Kneissl, Anm.)", hieß es. (red, APA, 15.6.2023)