Drei erschöpft aussehende Männer auf weißen Plastikstühlen.
Überlebende des Unglücks vor der griechischen Küste.
REUTERS / Stelios Misinas

Athen – Nach dem Bootsunglück mit vermutlich mehreren Hundert Toten im Mittelmeer haben die griechischen Ermittler die europäische Polizeibehörde Europol um Unterstützung gebeten. Bei neun mutmaßlichen Schleusern aus Ägypten, die an Bord des untergegangenen Schiffes waren und nach ihrer Rettung festgenommen wurden, handle es sich um Mitglieder eines großen Schleuserrings, berichtete am Samstag die Tageszeitung "Kathimerini".

Mit internationaler Hilfe solle nun versucht werden, an die Drahtzieher der Bande zu gelangen, so das Blatt. Der Schleuserring soll allein in den vergangenen Monaten bis zu 18 Schleuserfahrten übers Mittelmeer aus Libyen nach Italien organisiert haben. Die neun Männer gehörten zu den 104 Überlebenden, die nach dem Untergang des Fischkutters gerettet wurden. Sie seien durch Aussagen anderer Überlebender identifiziert worden, hieß es. Dem Zeitungsbericht zufolge gab einer der Festgenommenen zu, Geld für Arbeiten an Bord erhalten zu haben. Die anderen stritten alle Vorwürfe ab. Sie sollen am Montag dem Staatsanwalt vorgeführt werden.

Kaum mehr Hoffnung auf Überlebende

Am Mittwoch war ein mit 500 bis 700 Migranten völlig überfüllter Fischkutter auf dem Weg von Afrika nach Europa gesunken. 78 Menschen wurden tot geborgen. Die anderen Passagiere befanden sich der Küstenwache zufolge unter Deck und wurden mit dem Boot in die Tiefe gerissen. Der Unglücksort rund 50 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes liegt genau über dem Calypsotief - mit mehr als 5.000 Metern die tiefste Stelle des Mittelmeers.

Die Suche nach Überlebenden neigt sich unterdessen dem Ende zu. Die griechische Küstenwache war in der Region auch am Samstag noch mit einer Fregatte, drei Patrouillenbooten und einem Hubschrauber im Einsatz. Allerdings erschwerten starke Winde die Arbeit. Hoffnungen auf die Bergung weiterer Überlebender gibt es praktisch keine mehr. Griechische Medien spekulierten, dass die Suche an diesem Wochenende nach und nach beendet wird. Überlebende sagten aus, für die Todesfahrt 5.000 bis 6.000 Euro pro Kopf gezahlt zu haben. (APA, red, 17.6.2023)