Russland, so Putin, sei offen für einen konstruktiven Dialog mit jedem, der Frieden auf Grundlage legitimer Interessen schaffen wolle. Der Kreml versteht darunter, dass die Annexion von fünf ukrainischen Regionen durch Russland anerkannt werden muss. Die Ukraine hat dies wiederholt entschieden abgelehnt und fordert den Abzug russischer Truppen aus allen ukrainischen Gebieten einschließlich der Krim als Voraussetzung für Friedensverhandlungen.

Russlands Präsident Wladimir Putin mit den afrikanischen Staats- und Regierungschefs in St. Petersburg.
Russlands Präsident Wladimir Putin auf einem Foto von russischen Staatsmedien mit den afrikanischen Staats- und Regierungschefs am Samstag in St. Petersburg.
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Wie bei jeder bisherigen Friedensinitiative werde der Kreml den afrikanischen Vorschlag wohl nutzen, um westliche Hilfe für die Ukraine zu behindern, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) am Sonntag in Washington. Es gehe Moskau nicht um einen echten Frieden, sondern darum, den Westen zu verunsichern und die militärische Unterstützung für die Ukraine zu schwächen, hieß es weiter.

Putin hatte die Staats- und Regierungschefs aus dem Senegal, Ägypten, Sambia, Uganda, der Republik Kongo, den Komoren und Südafrika am Samstag zunächst im Konstantin-Palast bei St. Petersburg willkommen geheißen. Später unterbrach er allerdings die Reden der afrikanische Delegation, um mehrere Gründe vorzutragen, warum er viele ihrer Vorschläge für fehlgeleitet hält.

Hohe Verluste

Die heftigen Kämpfe in der Ukraine gingen indes auch am Sonntag weiter. Nach Einschätzung britischer Geheimdienste erleiden sowohl die ukrainische als auch die russische Seite derzeit hohe Verluste. Das geht aus einem am Sonntag veröffentlichten Bericht des britischen Verteidigungsministeriums hervor. Die russischen Truppen hätten in den vergangenen Tagen wahrscheinlich die schwersten Verluste seit der Schlacht um die Stadt Bachmut im März hinnehmen müssen, hieß es.

Demnach finden die intensivsten Kämpfe in der Oblast Saporischschja, im Westen der Oblasts Donezk und rund um Bachmut statt. "In allen diesen Gebieten ist die Ukraine weiterhin in der Offensive und hat kleine Vorstöße gemacht", erklärte das Londoner Ministerium.

Dorf befreit

Am Sonntag meldete die Moskauer Besatzungsbehörde, dass die Kiewer Armee die im Süden Saporischschjas gelegene Ortschaft Pjatychatky eingenommen habe. Bisher vermochte die Ukraine im Zuge ihrer Anfang Juni gestarteten Gegenoffensive eigenen Angaben ein Gebiet von etwa 100 Quadratkilometer zurückzuerobern. Russland dementiert ukrainische Meldungen zumeist.

Ein an der Front im Donbass eingesetzter ukrainischer Offizier hat indes davor gewarnt, die laufende ukrainische Gegenoffensive mit Erwartungen an ein Kriegsende zu verbinden. "Bis dahin ist es noch ein langer Weg", sagte Oberstleutnant Serhij Osatschuk am Sonntag. (flon, 18.6.2023)