Max Verstappen überquert die Ziellinie.
Max Verstappen wie man ihn kennt.
APA/AFP/POOL/TIMOTHY A. CLARY

Montreal - Das österreichische Formel-1-Team Red Bull Racing steht seit Sonntag bei 100 Siegen in der Motorsport-Königklasse. Dafür sorgte Weltmeister Max Verstappen, der in Montreal souverän von der Pole Position aus gewann. Der Niederländer verwies Fernando Alonso im Aston Martin und Lewis Hamilton im Mercedes auf die weiteren Podestplätze. Die Marke von 100 Grand-Prix-Siegen hatten zuvor erst vier andere Teams - Ferrari, McLaren, Mercedes und Williams - erreicht.

Titelverteidiger Verstappen baute seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 69 Punkte aus, da Teamkollege Sergio Perez bei trockenen Bedingungen auf dem Circuit Gilles-Villeneuve nicht über den sechsten Rang hinauskam. Für Verstappen war es der 41. Grand-Prix-Sieg, er egalisierte damit das Lebenswerk des dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna. In dieser Saison setzte sich der 25-Jährige zum bereits sechsten Mal im achten Rennen durch. Die übrigen zwei Siege sind auf dem Konto von Perez. In der Konstrukteurswertung hat Red Bull mit 321 Zählern exakt so viele wie die Verfolger Mercedes (167) und Aston Martin (154) zusammen.

"Es war kein einfaches Rennen, die Reifen kamen nicht in ihr Fenster, und wir rutschten ein wenig herum. Aber heute zu gewinnen, den 100. Grand Prix für das Team zu gewinnen, ist unglaublich. Ich hätte nie erwartet, dass ich selbst so gut abschneiden würde", freute sich Verstappen. Alonso sagte hingegen, er habe sich etwas mehr erhofft. "Aber wir haben am Start einen Platz verloren, und es war ein Kampf mit den Mercedes. Lewis hat das ganze Rennen über gepusht, ich hatte keine einzige Runde, in der ich mich entspannen konnte."

Zufriedener Hamilton

Hamilton wirkte zufriedener, zumal sich Mercedes im Vorfeld in Kanada nicht so viel ausgerechnet hatte. "Es war ein tolles Wochenende für uns - wir kommen langsam voran. Die Astons sind mit ihren Upgrades weggezogen, aber wir werden bald weitere bringen. Wir wussten, dass dies nicht unsere stärkste Strecke sein würde, denn in den langsamen Kurven haben wir Probleme", sagte der Brite. "Wir müssen dem Auto hinten mehr Abtrieb geben, aber ich glaube, dass wir das irgendwann schaffen werden."

Red Bull hatte 2005 seine erste Saison in der Formel 1 bestritten, der erste Sieg gelang durch Sebastian Vettel im April 2009 in Shanghai. "Schade, dass er das nicht mehr miterleben konnte", sagte Helmut Marko über den 2022 verstorbenen Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, der einst das Jaguar-Team gekauft und nach seinen Vorstellungen umgestaltet hatte. "Das war damals ein großes Risiko. Unsere Erwartungen waren, dass wir vielleicht einen Grand Prix gewinnen", erklärte der einstige Mateschitz-Intimus im ServusTV-Interview.

Russell verursacht Safety Car

Beim Start hatte Alonso auf den ersten Metern eine Position verloren, der Spanier musste Hamilton den zweiten Platz überlassen. Für die einzige grobe Störung des normalen Ablaufs sorgte in der 12. Runde das Safety Car, das nach einem Unfall des viertplatzierten George Russell auf die Strecke musste. Der Brite war mit seinem Mercedes rechtsseitig heftig in die Mauer gekracht, konnte aber weiterfahren. Erst viel später musste Russell das Rennen wegen eines Folgeschadens aufgeben. Als das Safety Car wieder geparkt war, überholte Alonso Hamilton in der 23. Runde.

Verstappen setzte sich unterdessen sukzessive von Alonso ab. Die Platzierungen schienen wie einzementiert: Die Ferrari-Paarung Charles Leclerc und Carlos Sainz verfolgte Hamilton auf den Plätzen vier und fünf, dahinter fuhr Perez im zweiten Red Bull als Sechster. Die Abstände dazwischen waren jeweils ziemlich komfortabel. Knapper wurde es nur noch zwischen Alonso und Hamilton um den zweiten Platz, der Spanier blieb jedoch vorne. Sein Rückstand betrug am Ende 9,5 Sekunden - in Spanien hatte Verstappen dem zweitplatzierten Hamilton noch 24 Sekunden abgenommen. Perez holte sich ganz zum Schluss den Extrapunkt für die schnellste Runde.

Das neunte Saisonrennen findet in zwei Wochen auf dem Red Bull Ring in Spielberg statt. Vor dem 36. Großen Preis von Österreich in der Formel 1 am Sonntag, 2. Juli, ist am Vortag ein weiterer Sprint angesetzt. Den ersten hatte Ende April in Baku Perez gewonnen. (APA, 18.6.2023)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Kanada am Sonntag in Montreal/Circuit Gilles-Villeneuve sowie die WM-Wertungen, Rennlänge: 70 Runden zu je 4,361 km = 305,27 km:

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:33:58,348 (Schnitt: 196,95 km/h)
2. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin +9,570
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +14,168
4. Charles Leclerc (MON) Ferrari +18,648
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +21,540
6. Sergio Perez (MEX) Red Bull +51,028
7. Alexander Albon (THA) Williams +1:00,813
8. Esteban Ocon (FRA) Alpine +1:01,692
9. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1:04,402
10. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo +1:04,432
11. Oscar Piastri (AUS) McLaren +1:05,101
12. Pierre Gasly (FRA) Alpine +1:05,249
13. Lando Norris (GBR) McLaren +1:08,363
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri +1:13,423
15. Nico Hülkenberg (GER) Haas +1 Runde
16. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo +1 Runde
17. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1 Runde
18. Nyck De Vries (NED) AlphaTauri +1 Runde

Ausgeschieden: George Russell (GBR) Mercedes, Logan Sargeant (USA) Williams

Schnellste Runde: Sergio Perez (MEX) Red Bull in der 70. Runde in 1:14,481 (Schnitt: 210,790 km/h)

WM-Stand (nach 8 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 195
2. Sergio Perez (MEX) Red Bull 126
3. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin 117
4. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 102
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 68
6. George Russell (GBR) Mercedes 65
7. Charles Leclerc (MON) Ferrari 54
8. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 37
9. Esteban Ocon (FRA) Alpine 29
10. Pierre Gasly (FRA) Alpine 15

Stand Konstrukteurs-WM (nach 8 von 22 Rennen):

1. Red Bull 321
2. Mercedes 167
3. Aston Martin 154
4. Ferrari 122
5. Alpine 44
6. McLaren 17
7. Alfa Romeo 9
8. Haas 8
9. Williams 7
10. AlphaTauri 2