Gasflamme am Herd
Gas, das von OMV Petrom in den kommenden Jahren aus den Tiefen des Schwarzes Meeres geholt wird, soll primär rumänischen Haushalten zugutekommen.
APA/Frank Rumpenhorst

Die Hängepartie hat ein Ende. Nach jahrelangem Hin und Her hat sich die OMV nun doch entschlossen, rund zwei Milliarden Euro in die Entwicklung des Gasfelds Neptun Deep im Schwarzen Meer zu investieren. Weitere zwei Milliarden Euro legt das staatliche rumänische Unternehmen Romgaz drauf, das mit OMV Petrom das Gasfeld erschließen wird. Zusammen liegt die Investitionssumme also bei vier Milliarden Euro. Erstes Gas soll 2027 fließen.  

Die Entscheidung "Daumen hoch, Daumen runter" hatte auch innerhalb der OMV für viel Diskussion gesorgt. Mögliche Risiken seien nicht nur technischer Natur, sondern auch fiskalischer. Bei einer so hohen Investitionssumme müssten alle Eventualitäten in Betracht gezogen und das Projekt genauestens auf seine Ertragskraft abgeklopft werden, hieß es. Diese Bedenken sind nun offenbar ausgeräumt, auch wenn sich die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern aufgrund des Schengen-Vetos von Österreich zuletzt stark abgekühlt hatten. 

Starken Druck, dass das Projekt realisiert wird, habe zuletzt die rumänische Seite gemacht, ist zu hören.  Durchgerechnet liegt der Anteil des rumänischen Staates an dem Projekt bei 60 Prozent: 20 Prozent über Petrom, den Rest über Romgaz. Der größte Produzent und Hauptlieferant von Erdgas in Rumänien gehört zu 100 Prozent dem Staat und ist an Neptun mit 50 Prozent beteiligt. Die Anteile hat Romgaz im Mai vergangenen Jahres von Exxon Mobile übernommen. Die Amerikaner hatten ursprünglich die Betriebsführung bei dem Projekt, zogen sich dann aber komplett zurück, die Betriebsführung ging an OMV Petrom über.

100 Milliarden Kubikmeter Gas

Die OMV bezeichnete das Projekt in einer Aussendung am Mittwoch als "wichtigen Meilenstein der Strategie 2030 für den Ausbau der Erdgasversorgung als Energieträger für die Energiewende". Neptun Deep soll mit einem geschätzten förderbaren Volumen von 100 Milliarden Kubikmetern, das sind etwa 700 Millionen Fass zu je 159 Liter Erdöläquivalent, eines der größten Erdgasprojekte in der Europäischen Union werden.

Der Standard

Gestoßen ist man auf das Gasfeld vor mehr als elf Jahren. Es war der damalige OMV-Chef Gerhard Roiss, der im Februar 2012 am Ende der Bilanzpräsentation für das Jahr 2011 verkündete, man sei im Schwarzen Meer fündig geworden. Roiss damals: "So etwas passiert im Leben eines Managers für gewöhnlich nur einmal." In der Folge gab es Fortschritte, dann wieder Rückschritte. Auch von Interventionen Russlands war die Rede, das das Projekt verhindern wollte. 

Bereits viel Geld geflossen

Die für die Erschließung der Offshore-Erdgasfelder Domino und Pelican South im Neptun-Komplex erforderliche Infrastruktur umfasse insgesamt zehn Bohrungen, drei Unterwasserproduktionssysteme samt dazugehörigen Leitungen. Dazu eine Offshoreplattform, eine Erdgasleitung nach Tuzla an der Schwarzmeerküste sowie eine Erdgasmessstation.

Die geschätzten förderbaren Mengen an Gas liegen etwa 160 Kilometer vor der Küste in Wassertiefen zwischen 100 und 1.000 Metern. Die bisherigen Ausgaben für Exploration und Produktion belaufen sich nach Angaben der OMV auf mehr als 1,5 Milliarden Euro.

"Das Projekt wird in erster Linie deshalb kommen, weil Rumänien dieses Gas braucht", hatte ein Insider dem STANDARD schon Anfang Mai gesagt. Dass auch nur kleinere Mengen des im Schwarzen Meer geförderten Gases dereinst auch nach Österreich kommen könnten, sei unwahrscheinlich. Dazu sei der Bedarf in Rumänien zu groß, außerdem fehlten die Leitungen, die durch Ungarn und die Slowakei gehen müssten, was das Ganze verkompliziere. (Günther Strobl, 21.6.2023)