Der Rasenmähroboter bei der Arbeit
Der iMow 6 Evo erinnert ein wenig an einen Sportwagen. Die Lichtleiste hat man sich bei "Knight Rider" abgeschaut.
DER STANDARD, Zellinger

Wir beginnen den Test des Stihl iMow 6 Evo mit einer Unterstellung: Wir gehen einfach davon aus, dass in der Entwicklungsabteilung des Herstellers für Forst- und Gartengeräte eine Neigung zur legendären Serie "Knight Rider" aus den 80er-Jahren herrscht. Denn anders ist die Designsprache des smarten Mähroboters nicht zu erklären. Selbst die Lichtleiste von David Hasselhoffs legendärem Pontiac Firebird Trans Am namens K.I.T.T. haben die Entwicklerinnen und Entwickler in ihren Mähroboter eingebaut, nur dass sie in Grün leuchtet, nicht in Rot. Und damit hören die Ähnlichkeiten nicht auf – aber der Reihe nach.

Der neueste smarte Mähroboter des deutschen Herstellers ist das Topmodell der 2023er-Serie. DER STANDARD durfte den neuen smarten Mäher fünf Wochen lang testen.

Die Bergziege mit dem freischwingenden Messer

Der erste Eindruck ist gewichtig: Mit fast 15 Kilo ist der iMow 6 schon kein schlanker Neuzugang im Garten. Das Gewicht muss er aber auch haben, denn der Hersteller verspricht, dass im iMow 6 eine Bergziege steckt. Mit der normalen Bereifung soll er 45 Prozent Steigung bewältigen, mit dem Upgrade-Kit, also zusätzlichen Traktionsrädern, soll der Mähroboter mit Hängen bis zu 65 Prozent zurechtkommen. Das frontlastige Gewicht sorgt bei solchen Steigungen dafür, dass der Roboter beim Bergauffahren nicht nach hinten überkippt.

Nun liegt der STANDARD-Testgarten im flachen Teil von Niederösterreich, und da die Traktionsräder ohnehin nicht lieferbar waren, konnten diese Herstellerangaben nicht überprüft werden. Aber es machte sich ein anderer Nachteil des hohen Gewichts relativ rasch bemerkbar: Selbst kleinste Kanten sind für den iMow 6 und seine kleinen Fronträder ein großes Hindernis. Bei Feuchtigkeit hatte der iMow einmal das Unglück abzurutschen und frontal in einer Rinne stecken zu bleiben. Das alles ist nicht weiter dramatisch und trat auch bei anderen Testgeräten auf – nur muss man sich als Kundin oder Kunde eben vorher überlegen, wo man dem Mäher kleine Rampen basteln muss.

iMow 6 Evo Bedinung
Das Display an der Oberseite liefert aktuelle Statusinformationen.
DER STANDARD, Zellinger

Damit war es das auch schon mit dem Nörgelpart in diesem Test, Zeit sich den Vorzügen des Stihl iMow 6 zu widmen, und die fangen bei der Optik an: Wie verdammt gut kann ein Mähroboter eigentlich aussehen? Diese Schönheit dabei zu beobachten, wie sie durch den Rasen pflügt, ist ein Genuss. Die eingangs erwähnte Lichtleiste dürfte vor allem verspielte Naturen ansprechen, und auch sonst erinnert die Designsprache eher an einen Sportwagen als an ein Roboterschaf.

Das Mähwerk des iMow.
Das Mähwerk des iMow Evo setzt auf freischwingende Messer. Dreht sich das Mähwerk nicht, sind diese beinahe unsichtbar und werden erst durch die Fliehkraft nach außen gedrückt.
DER STANDARD, Zellinger

Geeignet ist der iMow 6 für Rasenflächen bis zu 3.000 Quadratmetern. Möglich macht das der 259 Wattstunden starke Akku, der den Mäher theoretisch vier Stunden lang arbeiten lässt. Im Vergleich zu den Vorgängergenerationen hat Stihl vom Mulchmessermähwerk auf ein System mit freischwingenden Messern gewechselt, ein Schritt, der in diversen Onlineforen kontrovers diskutiert wird. Bei dieser Form des Mähwerks sind drei kleine Messer auf einem Teller angebracht. Das führt dazu, dass die Mähleistung theoretisch etwas geringer ist, weshalb vor dem ersten Einsatz des iMow 6 von Hand gemäht werden muss. Außerdem müssen die Messer regelmäßig getauscht werden. Andererseits gilt das aktuelle Mähwerk als sicherer als die alten Mulchmesser und ist im Betrieb auch deutlich leiser. In der Praxis war kein Unterschied erkennbar, und das Schnittbild ließ keine Wünsche offen. Mit 48 dB(A) im Betrieb dürfte auch der Nachbar kein großes Problem haben.

Die automatische Abstandserkennung erwies sich im Test als durchaus zweckmäßig. Erkennt der iMow ein Hindernis, drosselt er die Geschwindigkeit und fährt trotzdem gegen das kleine Hollunderbäumchen. Das ist so gewollt und soll die gemähte Fläche maximieren. Wer zarte Pflänzchen im Garten aufzieht, sollte sich aber auf jeden Fall eine Pflanzenschutzhülle oder ein Blech für die Rasenkante zulegen, um die empfindliche Flora zu schützen.

Nicht einmal die App ist schlecht

Die Inbetriebnahme unterscheidet sich beim Modell von Stihl nicht von der kabelgebundenen Roboterkonkurrenz, weshalb wir hier nicht weiter darauf eingehen – mehr über die Voraussetzungen, die Verlegung des Begrenzungsdrahtes und darüber, welche Fehler dabei nicht passieren sollten, haben wir hier zusammengefasst.

Kommen wir zum versprochenen zweiten "Knight Rider"-Schmankerl: Der iMow spricht! Und zwar mit einer Stimme, die der deutschen Variante von K.I.T.T. nicht unähnlich ist. Das ist praktisch, weil der Mähroboter auch akustische Anweisungen gibt, wie er zu entsperren ist oder wann er startet. Darüber hinaus bietet der iMow auf der Oberseite eine LED-Matrix, die etwa den Start des Mähbetriebs noch einmal optisch ankündigt und auf Wunsch auch die aktuelle Mähdauer ausspuckt. Cool!

Screenshots der iMow-App
Die iMow-App wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Nur die falschen Fehlermeldungen irritieren ein wenig.
DER STANDARD, Zellinger

In puncto Konnektivität gibt sich der Oberklassemäher von Stihl auch keine Blöße und ließ sich im Test mühelos ins heimische WLAN einbinden. Auf Wunsch kann man auch via Bluetooth und sogar mittels Mobilfunk eine Verbindung zum Mäher herstellen, was auch in weitläufigen Gartenanlagen für volle Kontrolle durch die Nutzerin oder den Nutzer sorgt.

Üblicherweise würden wir uns an dieser Stelle über eine weitere schlecht gemachte Steuerungs-App beschweren, aber selbst dieser Punkt muss leider entfallen: Einmal eingerichtet verrichtete die iMow-App ihre Arbeit tadellos. Von Hängern, kryptischen Fehlercodes und Verbindungsabbrüchen blieb die geschundene Testerseele zum Glück verschont. Das ist auch gut so, denn die meisten Funktionen wie Schnitthöheneinstellung und der Mähplan sind in der App versteckt – am Gerät selbst gibt es so gut wie keine Einstellungsmöglichkeiten. Manchmal spuckte die App Fehlermeldungen aus, deren Inhalt sich aber nicht in der Realität manifestierte. So vermeldete die Software mehrfach, dass sich der iMow überschlagen hätte und Hilfe bräuchte, obwohl der Roboter selbst munter auf dem Rasen auf- und abfuhr. Das Problem trat aber nach einem Update nicht mehr auf.

Fazit: Gut, teuer und aktuell schwer zu haben

Im fünfwöchigen Test gab sich das Spitzenmodell von Stihl auf technischer Seite keinerlei Blöße. Nur einmal musste der Tester zur Rettung des iMow ausrücken – da haben Konkurrenzprodukte schon für deutlich mehr Frust gesorgt. Dazu kommt eine bestechende Optik, eine wirklich gut designte App und ein absolut sauberes Schnittbild.

Ein Vorher-Foto des Testgeländes
Vorher: Von einem Rasen kann man hier eher nicht sprechen.
DER STANDARD, Zellinger
Ein Nachher-Foto des Testgeländes zeigt ein deutlich gepflegteres Grün.
Nachher: Nach fünf Wochen mit dem Stihl iMow ist das Erscheinungsbild des Rasens deutlich schöner. (Die Blätter stammen von einem nächtlichen Sturm.)
DER STANDARD, Zellinger

Kommen wir zum großen Pferdefuß, dem Preis. Der Stihl iMow in der 7er-Variante für bis zu 5.000 Quadratmeter große Gärten kostet aktuell 4.399 Euro. Die kleineren Brüder, der getestete 6er und der für 1.500 Quadratmeter ausgelegte 5er, sind um immer noch stolze 3.299 beziehungsweise 2.390 Euro zu haben. Diese sind technisch identisch und unterscheiden sich nur in der Akkukapazität und damit in der Flächenleistung. Wobei einem Stihl das Geldausgeben gerade ohnehin schwer macht: Das Unternehmen kämpft – wie viele andere Hersteller von Mährobotern auch – mit Lieferschwierigkeiten, und die iMow-Geräte sind derzeit so gut wie nirgendwo erhältlich. Das ging sogar so weit, dass es gar nicht so einfach war, ein Testgerät aufzutreiben, wie man beim Hersteller glaubhaft versicherte.

Das ist umso bedauerlicher, handelt es sich doch um einen wirklich starken smarten Mähroboter, für den wir an dieser Stelle gerne eine Kaufempfehlung aussprechen würden – so er denn erhältlich wäre. (Peter Zellinger, 25.6.2023)