Künstliche Intelligenz und Quantentechnologien zählen zweifellos zu den großen Zukunftsthemen des 21. Jahrhunderts. Hans Briegel hat bahnbrechende Arbeiten zu beiden Gebieten geleistet sowie zu ihrer Zusammenführung beigetragen. Nun wird er dafür mit dem höchsten österreichischen Wissenschaftspreis ausgezeichnet: dem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgen­steinpreis des Wissenschaftsfonds FWF.

Hans Briegel
Der Quantenphysiker Hans Briegel ist Wittgensteinpreisträger 2023.
FWF/Dominik Pfeifer

Bemerkenswert an Hans Briegels wissenschaftlicher Tätigkeit ist auch, dass er zu diesen Zukunftsthemen schon lange forschte, bevor sie in aller Munde waren. So legte er bereits Anfang der Nullerjahre ein Modell der Quanteninformatik vor, das in der Fachwelt für Aufsehen sorgte: Gemeinsam mit Robert Raußendorf stellte er den sogenannten Einweg-Quantencomputer vor, der ein neues Paradigma für den Bau eines Quantencomputers darstellte.

Schlüsseltechnologien für das 21. Jahrhundert

2003 wurde Briegel, der 1962 in Ochsenhausen in Baden-Württemberg geboren wurde, an die Universität Innsbruck berufen. Seither lebt er in Tirol; er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. An der Universität Innsbruck leitet er die Forschungsgruppe "Quantum Information and Computation" am Institut für Theoretische Physik.

Hans Briegel
Hans Briegel hat Pionierarbeit auf dem Gebiet der theoretischen Quantenphysik zu neuen Modellen für Quantencomputer geleistet.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

"Quantenphysik und künstliche Intelligenz sind Schlüsseltechno­logien, die unser Leben im 21. Jahrhundert mit­bestimmen werden", sagte Briegel zu seiner ­Auszeichnung in einer ­ersten Reaktion zum ­STANDARD. "Es ist daher hochinteressant, das Zusammenspiel zwischen Quantenphysik und KI zu erforschen." Ebendieses aufstrebende Feld könnte einer der Bereiche sein, für dessen Erforschung Briegel das Wittgensteinpreisgeld einsetzen wird.

Offenheit bewahren

Wichtig in seiner Forschung sei ihm, eine gewisse Offenheit zu bewahren. "Wenn die Forschung zu sehr durchgeplant ist, dann ist sie keine Grundlagenforschung aus meiner Sicht", sagte Briegel.

Einschränken lässt sich Briegel auch nicht durch die Trennung der wissenschaftlichen Disziplinen: Schon früh interessierte er sich für Philosophie. Seit Jahren beschäftigt er sich beispielsweise intensiv mit der Frage, wie sich der freie Wille mit den Naturgesetzen verträgt. Auch der Biologie ist er nicht abgeneigt und untersuchte etwa die Möglichkeiten von quantenphysikalischen Verschränkungszuständen in biologischen Systemen, zum Beispiel im magnetischen Kompass von Zugvögeln. Wie es scheint, hat die Quantenphysik überall ihre Finger im Spiel. (Tanja Traxler, 22.6.2023)