Jill und Joe Biden empfangen Modi zum informellen Dinner.
Jill und Joe Biden empfangen Modi zum informellen Dinner.
REUTERS/JONATHAN ERNST

Der Tag, an dem Narendra Modi in den USA landete, fiel auf den Internationalen Yoga-Tag, den der indische Premierminister vor einigen Jahren selbst ins Leben gerufen hatte. Am Mittwoch leitete Modi daher in New York bereits medienwirksam eine Yogasession, unter den Gästen waren etwa Bürgermeister Eric Adams und Schauspieler Richard Gere. Nach der rund 35-minütigen Yogaeinheit reiste Modi weiter nach Washington, wo er zum informellen Abendessen mit US-Präsident Joe Biden und seiner Ehefrau Jill im Weißen Haus geladen war.

Am Donnerstag ging dann der eigentliche Staatsakt los: Im Rahmen eines Staatsbesuchs, also der höchsten diplomatischen Ehrerweisung, wurde Modi am Vormittag vor dem Weißen Haus empfangen. Modi war bereits wiederholt in den USA, die aktuelle Reise ist aber der erste Staatsbesuch. Es folgten offizielle Unterredungen zwischen Modi und Biden, bei denen es um gemeinsame Sicherheitsanliegen ging. Im Rahmen des Besuchs sollten diverse Verteidigungs- und Sicherheitsabkommen bekanntgegeben werden, in den Bereichen Chips, Hightech, Weltraum oder Verteidigung – diese würden "eine neue Ära in den Beziehungen der zwei Länder einläuten", hieß es aus dem Weißen Haus im Vorfeld.

Modi macht Yoga in New York.
Modi macht Yoga in New York.
Reuters/INDIA'S PRESS INFORMATION BUREAU

Verkauf von US-Drohnen

Denn für die USA wird das riesige Land in Asien als strategisches Gewicht gegen China immer wichtiger. Und auch Indien ist durch verstärkte Rivalität mit dem Nachbarn im Norden und auch seit dem Ukrainekrieg auf der Suche nach neuen Partnern. Bei dem Besuch wollten beide Regierungschefs nach US-Angaben diverse neue Partnerschaften besiegeln, unter anderem den Verkauf bewaffneter MQ-9B-Drohnen aus den USA an Neu-Delhi.

Nach einer Rede vor dem US-Kongress ging es für Modi am Abend schließlich zum – zumindest offiziellen – Höhepunkt, zum Staatsbankett. Für viele Beobachter war der eigentliche Höhepunkt des Besuchs aber ein viel unglamouröserer: Modi hat eingewilligt, an einer Pressekonferenz mit Biden teilzunehmen, bei der auch Journalistenfragen zugelassen waren.

Erste Pressekonferenz

Für Biden und seine Leute ist das freilich Routine. Modi hat allerdings seit seinem Amtsantritt 2014 keine einzige Pressekonferenz gegeben. Der Regierungschef hält für gewöhnlich (Video-)Ansprachen, Interviews gibt er nur in Ausnahmen. Auch diese hat er für die US-Reise gemacht: Im Vorfeld sprach er mit dem Wall Street Journal. Für das Weiße Haus ist die Pressekonferenz jedenfalls ein "big deal", wie ein Sprecher wissen ließ. Die zwei zugelassenen Fragen waren dann aber doch im Voraus ausgewählt.

Während also am Donnerstag hunderte Indian Americans und andere Indien-Enthusiasten Modi vor dem Weißen Haus begrüßten, versammelten sich zur gleichen Zeit auch Kritiker. Protestierende forderten lautstark, dass Biden Modi öffentlich auf die Menschenrechtssituation in Indien ansprechen möge. Im Vorfeld hatte ein Sprecher klargestellt, dass Biden natürlich mit Modi über derartige Sorgen sprechen würde, und zwar "auf respektvolle Weise", "ohne einzuschüchtern, zu belehren oder zu tadeln".

Mehr als 70 US-Politiker aus dem Repräsentantenhaus und dem Senat hatten sich vor Modis Besuch besorgt über die Menschenrechtslage in Indien geäußert und Biden in einem offenen Brief aufgefordert, diese Probleme bei dem Treffen anzusprechen. Sie mahnten, es gebe beunruhigende Anzeichen, dass politische Rechte und Meinungsfreiheit in Indien eingeschränkt würden, dass religiöse Intoleranz gegenüber Minderheiten zunehme und die Pressefreiheit leide. Aus dem Weißen Haus hieß es im Voraus, der Präsident ducke sich nicht weg bei diesen schwierigen Themen. Einzelne Abgeordnete wollten wegen dieser Bedenken auch Modis Rede im Kongress boykottieren. (Anna Sawerthal, red, APA, 22.6.2023)