Österreich ist zumindest im europäischen Vergleich ein Land der Mieter. Während im EU-Schnitt gut 70 Prozent der Bevölkerung in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus leben, beträgt dieser Anteil in Österreich etwas weniger als 50 Prozent. Nur in Deutschland und der Schweiz ist der Eigentümeranteil noch niedriger.

So schnell wird sich an diesen Zahlen auch nichts ändern, das legt zumindest eine vom Momentum-Institut am Donnerstag veröffentlichte Berechnung nahe. Das arbeitnehmernahe Institut hat sich angesehen, wie sich Häuserpreise und Einkommen in den vergangenen zehn Jahren in Relation zu Einkommen entwickelt haben. Zwischen 2010 und 2022 stiegen die Immobilienpreise in Österreich um 116 Prozent, haben sich also mehr als verdoppelt. Die mittlere Nettoentlohnung eines Vollzeitbeschäftigten legte dagegen nur um 32 Prozent zu. Das mittlere Jahreseinkommen für Vollzeitbeschäftigte liegt aktuell bei etwas über 33.000 Euro. Unter Annahme, dass diese Person etwa 2900 Euro im Jahr wegsparen kann, würde es bei zwei Prozent Zinsen 62 Jahre dauern, bis sie eine Immobilie mit 80 Quadratmetern kaufen könnte. Wohnungen in dieser Größenordnung kosten im Schnitt in Österreich um die 350.000 Euro.

Während man an der Rechnung einiges diskutieren kann, etwa ob 80 Quadratmeter nicht auch für zwei Personen reichen, was die Finanzierung erleichtert, ist klar, dass der Immobilienpreisanstieg und die Zinssteigerungen, gekoppelt mit verschärften Kreditrichtlinien, den Hauserwerb erschweren.

So teuer wie 1996

Das arbeitgebernahe Institut Agenda Austria schlug erst vor wenigen Wochen in dieselbe Kerbe und zeigte in einer Statistik, dass die hohen Immobilienpreise und gestiegenen Zinsen dafür sorgen, dass ein Wohnungskauf wieder so teuer ist wie zuletzt 1996.

Die große Frage ist, was darauf folgt. Sofern man nicht der Ansicht ist, dass mehr Immobilieneigentum eine Gesellschaft besser macht, folgt daraus natürlich gar nichts. Agenda Austria und Momentum geben erwartungsgemäß ganz unterschiedliche Empfehlungen ab.

Momentum etwa empfiehlt eine Leerstandsabgabe für nicht bewohnte oder vermietete Häuser, ebenso wie eine höhere Grunderwerbsteuer für Investoren. Die Einnahmen daraus sollte der Staat verwenden, um Grundstücke für leistbaren Wohnungsbau zu erwerben. Agenda Austria dagegen empfiehlt, den Vermögensaufbau zu erleichtern. Etwa, in dem die Grunderwerbsteuer für den Kauf der ersten Immobilie gestrichen wird – auch Gebühren für Grundbucheintragung sollen sich nicht mehr automatisch am Wert des Objekts, sondern dem Aufwand orientieren. Und: Empfohlen werden Kürzungen im Pensionssystem, um Beitragszahler zu entlasten. (András Szigetvari, 23.06.2023)

Weniger als der Hälfte der Menschen in Österreich gehört die Immobilie, in der sie leben. Der Wert liegt weiter unter dem EU-Schnitt.
IMAGO/teamwork