Lange Ladezeiten sind immer noch ein Hemmschuh für elektrische Fahrzeuge. Dementsprechend wird von verschiedenen Unternehmen eifrig daran geforscht, Akkus zu entwickeln, die es ermöglichen, auch bei diesem Aspekt mit Verbrennern mitzuhalten.

Mit Versprechungen, die Zeit an der Ladestation deutlich zu verkürzen, trat auch das britische Start-up Nyobolt an. Dieses veröffentlichte 2021 seine ersten Testergebnisse (DER STANDARD berichtete) für eine Eigenentwicklung. Eine Lithium-Ionen-Batterie, die in fünf Minuten fast vollständig aufladbar ist. Rund zwei Jahre später folgte dem nun ein Konzeptauto, das "Nyobolt EV". Es lässt sich, so die Firma, binnen sechs Minuten voll aufladen.

Kern der Erfindung ist der Einsatz von Niobwolframoxid anstelle von Graphit für die Anode. Das soll den Ionen höhere Beweglichkeit ermöglichen, während gleichzeitig auch die Temperatur beim Schnellladen bei unbedenklichen 40 Grad bleiben soll. Für die Kathode setzt man auf gängige Materialien wie Lithium-Eisen-Phosphat. Damalige Prototypen lieferten nach mehreren Hundert Ladezyklen noch 90 Prozent der ursprünglichen Kapazität. Ein Paper zur Technologie wurde im "Journal of the Electrochemical Society" veröffentlicht.

Das Konzeptauto
Das Konzeptauto "Nyobolt EV".
Nyobolt

Produktion soll 2024 anlaufen

Hier konnte man deutliche Verbesserungen erzielen. Laut Angaben von Nyobolt kann der Akku nun 2.000 Mal vollständig schnellgeladen werden, ohne "signifikante Performanceeinbußen" zu zeigen. Der Konzeptwagen bringt eine Ladekapazität von 35 kWh mit und wiegt weniger als 1,5 Tonnen. Mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern stellt er zwar keine Rekorde auf, ohnehin sieht man aber die Zukunft bei leichteren Autos mit kleineren Akkus in Verbindung mit kurzen Ladestops.

Allerdings lassen sich auch Akkus in größerer Ausführung für Luxusautos, Lastwägen und Busse umsetzen, so das Unternehmen weiter. Auch diese könnten sich in Zukunft binnen Minuten voll aufladen lassen, wenn die aktuell noch in Entwicklung befindlichen Megawatt-Ladestationen errichtet werden.

Der Nyobolt-Akku ist nun nach Einschätzung des Unternehmens reif genug für eine erste kommerzielle Umsetzung. Die Serienproduktion soll Anfang 2024 anlaufen. Ob man auch aus dem Konzeptwagen ein Serienmodell machen will, verriet man nicht. Anzunehmen ist aber, dass sich die Firma ausschließlich auf die eigene Akkutechnologie fokussieren wird. (gpi, 26.6.2023)