Manila – Bei einer Razzia wegen mutmaßlichen Menschenhandels haben Behörden in der philippinischen Hauptstadt Manila mehr als 2.700 Menschen festgenommen. Nach Polizeiangaben wurde am Montag (Ortszeit) ein Gebäude gestürmt, in dem sich unter anderem Menschen aus China, Vietnam, Singapur, Indonesien, Pakistan, Kamerun, dem Sudan und Malaysia befanden. Diese wurden mutmaßlich in das Land verschleppt, um dort für ein Online-Casino zu arbeiten.

Polizisten in Manila, Philippinen
Die Polizei versucht nun herauszufinden, wer von den Festgenommenen Opfer und wer Verdächtige sind.
APA/AFP/JAM STA ROSA

Laut der Sprecherin der Cyberkriminalitätsabteilung, Michelle Sabino, versucht die Polizei herauszufinden, wer von den 2.724 Festgenommenen die Opfer und wer Verdächtige sind. Mehr als 1.500 der Festgenommenen stammten von den Philippinen. Der Einsatz sei die bisher größte Razzia im Bereich des Menschenhandels auf den Philippinen, sagte Sabino.

Opfer mit verlockenden Angeboten angeworben

Die mutmaßlichen Opfer hatten sich Sabino zufolge auf Stellenanzeigen im Onlinedienst Facebook gemeldet, in denen "Assistenten für Online-Glücksspiele" gesucht wurden. Daraufhin seien sie gezwungen worden, für weniger als 24.000 philippinische Pesos (rund 400 Euro) im Monat täglich mehr als zwölf Stunden zu arbeiten. Zudem hätten sie das Gebäude nicht verlassen dürfen.

Der asiatisch-pazifische Raum ist Standort zahlreicher Firmen, die in Internetbetrug verwickelt sind und Opfer von Menschenschmuggel für sich arbeiten lassen. Bereits im Mai hatten philippinische Behörden mehr als tausend Menschen befreit, die aus mehreren asiatischen Ländern auf die Philippinen verschleppt, gefangen gehalten und zu Online-Betrug gezwungen worden waren.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) sagte, die Opfer würden häufig mit der Perspektive auf "bessere Jobs mit hoher Bezahlung und verlockenden Vorteilen" angeworben. Sie würden dann von ihrem Umfeld isoliert und ohne Reisepass in der Welt der Ausbeutung gefangen gehalten, sagte der IOM-Sprecher für den asiatisch-pazifischen Raum, Itayi Viriri. Die Opfer seien im Grunde Geiseln der Menschenhändler und darauf angewiesen, durch fremdes Eingreifen befreit zu werden, betonte er. (APA, 27.6.2023)