Magnus Carlsen gegen Hans Niemann: Die Fehde geht weiter.
Crystal Fuller STLCC

USA / St. Louis (Missouri) – Großmeister Hans Niemann ist mit seiner Millionenklage gegen Schachsuperstar Magnus Carlsen vorerst gescheitert. Ein Bundesrichter am zuständigen Gericht in Missouri wies die Klage des US-Amerikaners auf Schadenersatz in Höhe von 100 Millionen Dollar gegen Carlsen und andere ab, wie das "Wall Street Journal" (Dienstag) berichtet. Ex-Weltmeister Carlsen (32) hatte schwere Betrugsvorwürfe gegen Niemann (20) erhoben, der Skandal erschütterte im vergangenen Jahr die Schachwelt.

"Wir freuen uns, dass das Gericht den Versuch von Hans Niemann, vor einem Bundesgericht in Missouri einen unverdienten Gewinn zu erzielen, zurückgewiesen hat und dass Niemanns Versuch, die Meinungsäußerung durch eine strategische Prozessführung in diesem Forum zu unterbinden, gescheitert ist", sagte Carlsens Anwalt Craig Reiser. Niemanns Anwälte kündigten an, die Verleumdungsklage neben anderen Klagen nun vor einem staatlichen Gericht zu verfolgen.

Niemann hatte Carlsen und dessen Firma Play Magnus Group, die Onlineplattform Chess.com sowie weitere Akteure verklagt. Er warf den Beschuldigten vor, sich verbündet zu haben, um seinen Ruf und seinen Lebensunterhalt zu zerstören. Durch die Betrugsvorwürfe seien seine Karriere und sein Leben ruiniert worden.

Keine klaren Beweise

Vergangenen September hatte Carlsen erstmals öffentlich konkrete Betrugsvorwürfe gegen Niemann publik gemacht, nachdem er zuvor im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers ein Duell gegen Niemann nach nur einem Zug kommentarlos beendet hatte. Daraufhin war Niemann von zahlreichen Wettkämpfen ausgeschlossen worden.

Niemann gab zu, im Alter von zwölf und 16 Jahren bei virtuellen Turnieren zweimal betrogen zu haben, nie jedoch in Präsenz am Schachbrett. Auch der Weltschachverband (Fide) hatte eine Untersuchung eingeleitet, um den Fall aufzuklären. Ein Untersuchungsbericht des Portals Chess.com legte Anfang Oktober 2022 nahe, Niemann habe wahrscheinlich in mehr als 100 Onlinepartien betrogen, darunter auch in Preisgeldturnieren. (APA, red, 28.6.2023)