LED-Leuchtsystem von Zumtobel in Neumünster, Deutschland
Leuchtstoffröhren sind ein Auslaufmodell, LED-Leuchtsysteme (im Bild ein solches von Zumtobel in Neumünster, Deutschland, die Zukunft.

Nach mühsamen Jahren der Restrukturierung und laufenden Kostensenkungen, die in die Corona-Zeit hineinspielten, hat der international tätige Leuchtenhersteller Zumtobel aus Dornbirn wieder richtig Tritt gefasst. In dem mit 30. April beendeten Geschäftsjahr 2022/23 hat das in Familienbesitz stehende Unternehmen bei einem um 5,3 Prozent gestiegenen Umsatz ein operatives Ergebnis (Ebit) von 84,3 Millionen Euro erzielt, fast 40 Prozent mehr als im Jahr davor.

Alfred Felder, der 2018 in einer ziemlich prekären Situation als eine Art Feuerwehrmann und Ideengeber von außen in das Familienunternehmen geholt wurde, sprach bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag angesichst der Rahmenbedingungen von einem "guten Ergebnis". Die Familie Zumtobel wird es freuen: Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr steigt um 14 Prozent auf 40 Cent je Aktie.

Sonderkonjunktur durch teuren Strom

Mit einem Anteil von rund 36 Prozent der Stimmrechte ist der Vorarlberger Familienclan seit dem Börsengang 2006 Kernaktionär der Zumtobel Group AG. Der Rest der Anteilsscheine liegt zum überwiegenden Teil bei institutionellen Investoren.

Es waren gerade die stark gestiegenen Energiepreise, die dem Leuchtenhersteller zuletzt eine Art Sonderkonjunktur beschert haben. Der teure Strom habe in vielen Vorstandsetagen Entscheidungen zugunsten einer Umrüstung von Beleuchtungskonzepten auf LED bewirkt. Damit ließen sich, sofern auch die Lichtsteuerung optimiert wird, 70 bis 80 Prozent an Energie sparen, sagt Felder. Durch den Höhenflug der Strompreise hätten sich auch die Amortisationszeiten solcher Investitionen auf ein bis zwei Jahre verkürzt.

Schwächelnde Konjunktur

Ein Vorteil von Zumtobel gegenüber der Konkurrenz sei, dass man mit Tridonic über ein eigenes Tochterunternehmen zur Fertigung von Komponenten verfüge und damit die Abstimmungsprozesse optimieren könne. Obwohl die Konjunktur nur mehr mäßig laufe und die Bauwirtschaft, von der Zumtobel stark abhängt, ebenfalls unter hohen Kosten und den gestiegenen Zinsen leidet, sieht Felder dennoch Rückenwind für das Unternehmen.

Das liegt unter anderem am Verbot von Leuchtstofflampen, das in der EU ab September gilt. Zwar können diese noch weiterverwendet, ab Herbst aber nicht mehr verkauft werden. Die Alternative ist in vielen Fällen LED, und hier sieht sich Zumtobel bestens gerüstet.

Fragmentierter Markt

Der LED-Markt ist weltweit rund 90 Milliarden Euro schwer. Der für Zumtobel relevante Markt der Komponenten, sprich LED-Module und -Sensoren, plus der professionelle Lichtbereich sind in Summe etwa 48 Milliarden Euro schwer. Davon entfällt etwa ein Drittel auf Europa. Die Lichtindustrie in Europa ist extrem fragmentiert, Zumtobel hält als eines der größten Unternehmen in dem Bereich einen Marktanteil von fünf bis sechs Prozent.

Nun habe man auch wieder die finanzielle Kraft, das eine oder andere innovative Unternehmen, das ins Gesamtkonzept passe, zu erwerben. Sondierungen seien im Gang, sagte Felder, dessen Vertrag als CEO im Vorjahr bis Juli 2025 verlängert worden ist. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet Felder mit einem Umsatzplus zwischen eins und vier Prozent und einer Ebit-Marge von drei bis sechs Prozent – nach sieben Prozent zuletzt. (Günther Strobl, 29.6.2023)