In Österreichs Einzelhandel geht es Schlag auf Schlag. Nach der Insolvenz von Kika/Leiner werden die Karten im Möbelhandel neu gemischt. Der Rückzug von Delka und Salamander wirft ein hartes Schlaglicht auf die strauchelnde Schuhbranche. Nun gerät der Markt für Autozubehör in den Sog der Krise.

Forstinger-Schild
Forstinger leitet ein Sanierungsverfahren ein. 600 Beschäftigte sind betroffen.
APA/HERBERT PFARRHOFER

Forstinger sieht sich dazu gezwungen, kommende Woche ein Sanierungsverfahren einzuleiten. Davon betroffen sind rund 600 Beschäftigte in 87 Filialen und 85 Werkstätten.

Die Handelskette hat damit reichlich Erfahrung: Sie ist bereits zum dritten Mal insolvent. Die erste Pleite 2001 infolge zu starker Expansion mit eigenen Werkstätten läutete das Ende von Forstinger als familiengeführtem Unternehmen ein. Seither wanderte der Betrieb durch zahlreiche Hände. Private-Equity-Fonds, Investoren und Sanierer brachten sich ein. Auf nachhaltig gesunde Beine stellten sie den Konzern nicht.

Außergerichtliche Lösung gescheitert

2018 ging Forstinger einmal mehr der Sprit aus. Filialen wurden aufgelassen, Kosten gedrückt. 2019 setzten sich die langjährigen Konzernkenner Walter Karger und Christoph Kurtz als Eigentümer ans Steuer.

Angesichts von hoher Inflation und Kaufkraftverlust wollen die beiden das Ruder jetzt erneut herumreißen. "Wir haben versucht, eine außergerichtliche Lösung zu finden", heißt es in einem aktuellen Schreiben an Geschäftspartner, das dem STANDARD vorliegt. "Diese Lösung war aufgrund unterschiedlicher Interessenlagen leider nicht möglich."

Filialen auf dem Prüfstand

Trotz Pleite soll Forstinger fortgeführt werden. Dafür wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet. Von einer neuen Filialstruktur, stärkerem Fokus auf Sortiment und Service ist die Rede. Für ein positives Fortbestehen werde es unter anderem zu einzelnen Filialschließungen, einer Reduktion und Teilung von Flächen kommen, geht aus dem Lagebericht der veröffentlichten Bilanz hervor.

Forstinger hat 2021/2022 bei Umsätzen von 85 Millionen Euro einen Jahresfehlbetrag von 3,77 Millionen Euro verbucht. Zu schaffen machen dem Unternehmen unter anderem hohe Kosten für die Aufrüstung der Technologie der Fachwerkstätten. Branchenkenner rechnen mit einer Konzentration des Marktes auf weniger, dafür größere Anbieter.

Hilfsgelder und Eigenkapital 

Die Welle an Pleiten und Schließungen im Einzelhandel ruft die Gewerkschaft auf den Plan. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber fordert eine Überprüfung alles Cofag-Hilfsgelder – letztlich seien erhebliche Finanzmittel für Steuerzahler verloren.

Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbands, warnt davor, Unternehmen zu kriminalisieren, um daraus politisches Kleingeld zu schlagen. Einer der wichtigsten Hebel, um Betriebe krisenresistenter zu machen, sei Eigenkapital. Es sei höchste Zeit, dieses steuerlich mit Fremdkapital gleichzustellen. (Verena Kainrath, 30.6.2023)