Vervollständigen Sie diesen Satz: "Sie wissen ganz genau ..." Danach kommen normalerweise Sätze, die unumstößlich sind: Sie wissen ganz genau, dass es die Klimakrise/Schwerkraft gibt. Oder man verwendet es in einer Diskussion, wenn man nicht auf das Argument des anderen eingehen, sondern nur diskreditieren will.

Nikolaus Scherak, stellvertretender Vorsitzender der Neos, zu Gast bei Martin Thür in der "ZiB 2" am Sonntag.
Screenshot: ORF

Diesen Satz sagte der Vorsitzenden-Stellvertreter der Neos Nikolaus Scherak einige Male in der Diskussion zum Moderator Martin Thür in der "ZiB 2" im ORF am Sonntagabend. Doch beendet wurde der Satz "Sie wissen ganz genau ..." von Scherak mit Aussagen wie "... dass wir ganz viele Reformen angehen müssen" oder "... dass die Diskussion um die Neutralität eine juristische ist". War das Ziel, mit diesem Satz in Mansplaining-Manier Martin Thürs Fragen zu entkräften?

Schnell und oberflächlich

Falls ja, ist das weniger gut gelungen. Überzeugender wären mehr Beispiele seiner geforderten Reformen gewesen. Die wenigen genannten wurden eher schnell und oberflächlich formuliert. Scherak hütet sich auch davor, das Konzept, dessen Name nicht genannt werden darf (es geht um die Neutralität), auszusprechen. Mehr Raum nahmen dagegen die einfachen, großen politischen Sprüche und Parteiwerbungen ein. Einerseits ist das aufgrund der kurzen Zeit verständlich, andererseits trotzdem schade.

Wie gewohnt hakt Thür bei Ausweichen der Fragen nach. Scherak umschifft diese gekonnt, driftet ab, holt schon aus für das nächste Thema. Da grätscht Thür rein, stoppt ihn, bohrt nach oder lenkt in eine andere Richtung – diesen diskursiven Tango tanzen die beiden zwar ganz hervorragend, im Gedächtnis bleiben wird dieses Tänzchen aber eher nicht. (Natascha Ickert, 3.7.2023)