"Seawas, griaß eich, hallo, d'Ehre, guten Morgen und schönen Abend", eröffnet Bernhard Speer die erste Ausgabe des "Monte Grillo Club" auf Joyn. Die multiple Begrüßungsformel ergibt sich aus dem Format. Joyn ist Streaming, man weiß also von außen nicht, wer was wann und wie viel davon schaut.

Es kann nicht verkehrt sein, mag sich Musiker und Host der Sendung Speer gedacht haben, es zünftig anzugehen. Dafür kennt man ihn, dafür kennt man die Band Seiler & Speer, der er entstammt. Und so lässt der Gastgeber sein Publikum vorab wissen, dass es ihn genau jetzt "reißt wie einen Kater beim Scheißen", sprich: dass er nervös ist. Und wie die Katze auch, fügt er hinzu – Gender-Schmäh, man ist sich schließlich etwas schuldig.

Bernhard Speer (rechts) und Josh im Duett beim "Monte Grillo Club" auf Joyn.
Joyn

In Sachen Late-Night-Show hat das österreichische Fernsehen keine ganz große Tradition und zweifellos Aufholbedarf. Einzig Stermann und Grissemann in "Willkommen Österreich" und Peter Klien mit "Gute Nacht Österreich" halten derzeit wacker die Stellung. Das hat Gründe. Der nächtliche Talk findet auf glattem Parkett statt, auf dem man gerne ausrutscht, sofern nicht fußballmannschaftgroße Gagschreiberteams involviert sind. So gesehen steht der "Monte Grillo"-Versuch vor dem Ergebnis.

Ina Regen, Josef Hader, Thomas Stipsits kommen noch

Grundsätzlich ist alles da, was eine Late-Night-Show braucht. Der "Monte Grillo Club" hat einen frechen Gastgeber, eine flotte Band, einen schwergewichtigen Sidekick, launige Einspieler und mit dem Musikerkollegen und Podcast-Kumpan Josh einen ersten Gast, dem weitere folgen. Ina Regen, Josef Hader, Thomas Stipsits sind angesagt.

Und doch ist die 37-minütige Show ein wenig wie Joshs Kartenmischen beim "Uno"-Spiel: sehr, sehr langsam. "Na, wenn wir in dem Tempo weitermachen ...", merkt da selbst Speer an und spricht dem Publikum in dem Moment vielleicht aus der Seele. Die Blödelei wird auf die Dauer anstrengend. Erst als Josh von weniger lustigen Zeiten in der Psychiatrie erzählt ("weil ich mir helfen lassen musste, weil es irgendwie nicht mehr gegangen ist"), schafft es Speer für einen kurzen Moment, weg von der billigen Pointenschleuder zum empathischen Gesprächsleiter zu kommen.

Ab Herbst 2023 ist die Sendung zudem im Wochenrhythmus auf ProSieben Austria zu sehen. Vorläufige Bilanz: Es ist alles da. Es ist noch nicht sehr lustig, aber ein Anfang ist gemacht. (Doris Priesching, 4.7.2023)