Tankstelle
Die Kartellbehörde muss dem Verkauf der 266 Tankstellen noch zustimmen.
APA/dpa/Uwe Lein

Plock/Wels – Die österreichweit 266 Tankstellen der Marke Turmöl sollen künftig vom polnischen Mineralölkonzern Orlen geführt werden. Der bisherige Eigentümer, die Welser Doppler-Gruppe, verkauft das Treibstoffgeschäft an die Polen, behält aber die Immobilien. Die Tankstellen und der Grund, auf dem sie stehen, würden an Orlen vermietet beziehungsweise verpachtet, erklärte Alleineigentümer Franz Josef Doppler am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Man habe schon länger nach einem "strategischen Partner" gesucht, vor rund einem halben Jahr sei dann Orlen auf einen zugekommen. Der Kaufpreis wurde nicht bekanntgegeben. Eine von den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Onlineausgabe) kolportierte Summe von 200 Millionen Euro kann Doppler laut eigener Aussage "nicht nachvollziehen".

Video: Die Welser Doppler-Gruppe verkauft ihr Treibstoffgeschäft an den teilstaatlichen Mineralölkonzern Orlen aus Polen.
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Zustimmung der Kartellbehörde ausständig

Unter dem Vorbehalt, dass die zuständigen Kartellbehörden zustimmen, soll der Verkauf Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 über die Bühne gehen. "Ich bin in den letzten Monaten gemeinsam mit meinen Beratern und Experten zur Einsicht gelangt, dass ein internationaler Marktteilnehmer die Fragen der Mobilität und ihrer Vielfalt künftig besser entwickeln kann als die Turmöl-Gruppe als privater, regionaler Energiehändler", sagte Doppler, der das Unternehmen in dritter Generation führt.

Der am Dienstag in Wien unterschriebene Kaufvertrag umfasse neben dem Tankstellennetz Turmöl noch die Marken Turmgas, Turmstrom sowie die Tankkarte Austrocard. "Sämtliche Immobilien der Doppler-Gruppe werden weiter bei mir verbleiben", erklärte Doppler. "Sämtliche Mietgründe, Miettankstellen, Pachttankstellen gehen an den neuen Eigentümer über. Aber die Tankstelleneigengründe, die wir besessen haben, besitzen wir auch weiterhin."

Doppler mit Fokus auf Flüssiggas

Nicht verkauft werden neben den Tankstellenimmobilien das Flüssiggasgeschäft sowie das Logistikgeschäft und die Eichstelle. Besonders das Flüssiggasgeschäft will Doppler weiter ausbauen und strebt hier eine Marktführerschaft in Österreich an. Er will sich auf Flaschengas und die Belieferung der Industrie konzentrieren. Über die Logistiksparte werde man die Turmöl-Stationen auch unter dem künftigen Eigentümer mit Treibstoffen versorgen.

Jobverluste soll es nicht geben. Von den aktuell rund 620 Beschäftigten der Doppler-Gruppe würden etwa 520 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihrem jeweils jetzigen Standort von Orlen übernommen. Rund hundert Personen arbeiten weiter bei Doppler, der Großteil davon in der Logistik. Es seien "langfristige Kündigungsverzichte" unterschrieben worden, betonte der Doppler-Chef. Auch vierzig von Pächtern betriebene Tankstellen würden inklusive Pächter von Orlen übernommen.

Von außen bleibt alles gleich

Von außen betrachtet dürfte sich für die Turmöl-Kunden zunächst nicht viel ändern. Der Doppler-Geschäftsführer geht davon aus, dass Orlen die Tankstellen weiter unter dem Namen Turmöl betreiben wird. Orlen habe eine entsprechende Mehr-Marken-Strategie.

Die Doppler-Gruppe hatte Turmöl im Jahr 2003 übernommen. Zuvor gehörten die Turmöl-Tankstellen der KPÖ. Die Tankstellenkette hatte zuletzt laut eigenen Angaben einen Marktanteil in Österreich von zehn Prozent. Für 2022 meldete die gesamte Doppler-Gruppe einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro und verkaufte mehr als 1,3 Milliarden Liter Kraftstoff.

Die polnische Orlen S.A., die laut Konzern-Website seit Montag nicht mehr PKN Orlen heißt, gehört zu 49,9 Prozent dem polnischen Staat und machte 2022 einen Umsatz von 278 Milliarden Złoty (62,6 Milliarden Euro). Die Aktie legte zuletzt an der Warschauer Börse in einem allgemein schwachen Handel dünne 0,1 Prozent zu. (APA, 4.7.2023)