Borealis-Gebäude
Borealis könnte mit Borouge fusionieren.
APA/ROBERT JAEGER

Wien / Abu Dhabi – Abu Dhabi und der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV erwägen die Zusammenlegung der beiden Unternehmen Borouge und Borealis. Durch eine Fusion könnte ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 27,5 Milliarden Euro) entstehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Bei der OMV wollte man diese Entwicklung am Dienstag auf APA-Anfrage nicht bestätigen. Marktspekulationen würden nicht kommentiert, hieß es aus der Presseabteilung. Der Aktienkurs der OMV sprang Dienstagnachmittag um mehr als sieben Prozent auf 42,77 Euro nach oben.

Uneinigkeit über Eignerstruktur

Insidern zufolge sind die potenzielle Bewertung sowie die Eignerstruktur noch Gegenstand der Diskussionen, die in den kommenden Wochen in formale Fusionsverhandlungen münden könnten. In den vergangenen Monaten habe es immer wieder Gespräche gegeben, die zwischenzeitlich unterbrochen worden seien. Auch jetzt könnte es zu Verzögerungen oder zum Abbruch kommen.

Die in Wien beheimatete Borealis gehört zu 75 Prozent OMV, der Rest liegt bei der staatlichen Abu Dhabi National Oil Co (Adnoc). Die ebenfalls gelistete Borouge aus Abu Dhabi ist selbst ein Gemeinschaftsunternehmen von Adnoc und Borealis und hat einen Marktwert von 22 Milliarden Dollar. Bei Borealis diskutieren die beiden Parteien über eine mögliche Bewertung von zehn Milliarden Dollar.

Gegenstand der Gespräche sei aktuell, ob Abu Dhabi und OMV jeweils den gleichen Anteil an der fusionierten Gesellschaft haben sollen. Dabei könnten beide Unternehmen auch Anteile jeweils unter 50 Prozent halten und den Rest an der Börse notieren. Adnoc könnte am Ende auch einen etwas höheren Anteil als OMV bekommen. OMV zieht zudem einen Sitz in Europa vor, wo die meisten Geschäfte liegen, selbst wenn das neue Unternehmen in Abu Dhabi gelistet würde. Auch Adnoc wollte die Informationen nicht kommentieren. 

In Deutschland abgeblitzt

Adnoc hatte im vergangenen Monat Insidern zufolge ein vorläufiges Angebot für den deutschen Chemiekonzern Covestro gemacht, war damit aber abgeblitzt, weil das Covestro-Management das Offert offenbar zu niedrig fand. Den Personen zufolge soll Covestro aber Gesprächsbereitschaft bei einem besseren Angebot signalisiert haben.

Covestro-Papiere sackten nach einer kurzen Handelsaussetzung um mehr als acht Prozent ab. Experten zufolge lastet die schwindende Übernahmefantasie schwer auf dem Dax-Wert. Zuletzt verlor der Titel am Indexende noch mehr als vier Prozent. (APA, red, 4.7.2023)