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Sega war in den 1990ern einer der Hauptkonkurrenten von Sony.
APA/AFP/YUICHI YAMAZAKI

Auf Sega Retro wurden einige historische Dokumente des Videospielherstellers Sega hochgeladen, wie das Magazin "t3n" recherchiert hat. In den Aufzeichnungen aus den 90er-Jahren findet man hauptsächlich Erwartbares: Grundrisse für Messestände bei der Electronic Entertainment Expo (E3) bis hin zu seitenweisen Finanzberichten – nichts, was man von einem Videospielekonzern nicht erwarten würde. Doch scrollt man weiter durch das 272 Seiten lange Dokument, stößt man auch auf interne E-Mails, und diese geben doch einen interessanten Aufschluss über den Konsolenkrieg Mitte der 90er. Und: Sega sah sich offensichtlich im Vorteil.

Sega im Aufwind

Im Nachhinein ist man natürlich klüger, aber im Jahr 1995 war noch nicht absehbar, dass sich Sony dank des Erfolgs der Playstation zu einer globalen Supermacht im Bereich der Videogames entwickeln würde. Es gab mit dem Sega Saturn nämlich einen ernsthaften Konkurrenten, der noch dazu einige Monate früher auf den Markt kam. Der Sega Saturn wurde im Mai/Juni 1995 im Westen veröffentlicht, während die Playstation erst im September auf den Markt kam. Eine Zeitlang dürfte die Marktlage für Sega ganz hervorragend ausgesehen haben, wie eine E-Mail vom März 1996 beweist.

Sega Saturn - It's Out There (1995 Launch Commercial) [HD]
Cyber Chaos Crew

Diese wurde vom CEO von Sega of America, Tom Kalinske, verfasst. Darin berichtet Kalinske von seinem Besuch in Tokio und dem überwältigenden Erfolg der Sega Saturn gegenüber der Playstation. "Wir killen Sony", schreibt Kalinske. In sämtlichen Geschäften sei die Konsole von Sega ausverkauft, während man überall noch stapelweise Sonys Playstation haben könne. Kalinske habe nach seinen Angaben mit einigen der Händler gesprochen, die gar keine Zeit gehabt hätten, nachzuzählen, wie viele Sega Saturn sie verkauft hätten, weil sie ihnen buchstäblich aus den Händen gerissen wurden. Das führte den CEO von Sega of America zu der Überzeugung, dass man den Konsolenkrieg auch in den USA für sich entscheiden werde.

Die Playstation siegte am Ende

Die Geschichte weiß es besser: Schon einen Monat später drohte Segas Konsole ins Hintertreffen zu geraten. Kalinske senkte den Preis der Saturn auf 249 Dollar, um Sonys Einführungspreis von 299 US-Dollar für die Playstation zu unterbieten. Bereits ein Jahr später zog die Playstation dank des Erfolgs von "Final Fantasy VII" an Segas Konsole vorbei. Wie "t3n" berichtet, wird der Ton in den E-Mails immer bedrückter.

Die negativen Bewertungen für die Spiele häuften sich, und die Sega-Sportgames verkauften sich schlecht. Es wurde offensichtlich, dass Sega den Launch der Konsole übereilt hatte. Viele Entwicklungsstudios hatten noch immer keine Software-Development-Kits. Darüber hinaus machten es die zwei Haupt- und die sechs Co-Prozessoren den Entwickelnden schwer, die volle Leistung der Konsole auszunutzen. Die Folge: Die großen Blockbuster-Games blieben aus. Die Konsole war letztlich gefloppt.

2001 zog sich Sega schließlich aus dem Konsolengeschäft zurück und konzentrierte sich nur noch auf die Spieleentwicklung sowie das Geschäft mit Spielautomaten. Letzteres Geschäftsfeld wurde im Zuge der Corona-Pandemie eingestellt. (Peter Zellinger, 5.7.2023)