Thermometer
Noch am Montag war ein neuer Höchstwert gemessen worden, der am Dienstag übertroffen wurde.
IMAGO/Rene Traut

Washington/London – Vorläufigen Daten von US-Wissenschaftern zufolge war der 4. Juli der bisher heißeste erfasste Tag weltweit. Die globale Durchschnittstemperatur lag der Plattform "Climate Reanalyzer" der University of Maine zufolge am Dienstag bei 17,18 Grad. Tags zuvor war ein Wert von 17,01 angegeben worden - auch das war schon ein Höchstwert. Der bisherige Tagesrekord der bis 1979 reichenden "Climate Reanalyzer"-Daten lag bei 16,92 am 13. und 14. August 2016, wie auch im Juli 2022.

Ob sich der Höchstwert in den offiziellen Daten etwa der US-Klimabehörde NOAA bestätigt, lässt sich allerdings noch nicht sagen. Bei den Auswertungen von "Climate Reanalyzer" handle es sich um sogenannte Reanalysen, erklärte Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. "Es fließen nicht nur real gemessene Wetterdaten ein, sondern auch Modellrechnungen." Die errechneten Werte der verschiedenen Klima-Plattformen - in Europa etwa des Klimawandeldienstes Copernicus - stimmten nicht zwingend überein.

El-Niño hat Einfluss

Überraschend kommt der Höchstwert Latif zufolge nicht: Im Nordatlantik und generell einem großen Teil der Weltmeere würden schon seit Monaten außergewöhnlich hohe Temperaturen an der Meeresoberfläche erfasst. "Das hat natürlich auch Einfluss auf die Lufttemperaturen."

Im tropischen Pazifik herrschen erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen, wie die Weltwetterorganisation (WMO) am Dienstag mitgeteilt hatte. Das natürliche Wetterphänomen kann die im Zuge der Klimakrise ohnehin stetig steigenden Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben. "Die Wahrscheinlichkeit für neue Rekorde steigt damit stark", sagte Latif. "Ich rechne damit, dass vielleicht schon 2023, auf jeden Fall aber 2024 ein Rekordjahr bei der globalen Temperatur wird. Das letzte solche Jahr sei 2016 gewesen - ein El-Niño-Jahr. (APA, 5.7.2023)