AKW Fukushima Grossi
IAEA-Chef Grossi sagte, keiner der Experten habe ihm gegenüber direkt Bedenken geäußert.
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Fukushima – Dem Chef der internationalen Atombehörde (IAEA), Rafael Grossi, zufolge haben ein oder zwei Experten ihre Bedenken zur Freigabe des aufbereiteten radioaktiven Kühlwassers aus dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima geäußert. "Ich habe gehört, dass das gesagt wurde, aber noch einmal, was wir veröffentlicht haben, ist wissenschaftlich einwandfrei", antwortete Grossi gegenüber Reuters auf die Frage, ob es unter den Experten, die an dem Bericht mitwirkten, Unstimmigkeiten gab.

Grossi sagte, keiner der Experten habe ihm gegenüber direkt Bedenken geäußert. Er ging nicht näher darauf ein, wie er von dem Problem erfahren hatte. Laut Grossi bedeutet der Bericht der IAEA keine Billigung des Plans. Tokio müsse die endgültige Entscheidung über das Ablassen des Wassers treffen, das im Spätsommer dieses Jahres beginnen soll.

"Wir befürworten den Plan nicht und empfehlen auch nicht, ihn durchzuführen. Wir sagen, dass dieser Plan mit den Normen übereinstimmt", sagte der Chef der IAEA und betonte außerdem, dass die IAEA weder auf der Seite Japans, noch Chinas oder Koreas stehe. Peking hatte den Bericht der IAEA zuvor scharf kritisiert und erklärt, dass die Aufsichtsbehörde einen Plan, der Risiken für das Meeresleben und die menschliche Gesundheit berge, nicht gutheißen sollte.

China will Lebensmittelimporte aus Japan verbieten

Die IAEA hatte 2021 eine internationale Expertengruppe eingesetzt, um Japans Plan, rund 500 Schwimmbecken voll mit gefiltertem Kühlwasser aus der Anlage des beschädigten Atomkraftwerks Fukushima abzulassen, zu überprüfen. Die Gruppe war zu dem Ergebnis gekommen, dass die geplante Freisetzung des Wassers "vernachlässigbare" Auswirkungen auf die Umwelt wie Meerwasser, Fische und Sedimente haben würde.

Als Reaktion auf den Expertenbericht will der chinesische Zoll die Einfuhr von Lebensmitteln aus zehn japanischen Präfekturen aus Sicherheitsgründen verbieten. Das teilte die Behörde am Freitag mit. Wie der chinesische Zoll weiter erklärte, soll die Erkennung und Überwachung radioaktiver Stoffe kontinuierlich verstärkt werden, um die Sicherheit der aus Japan eingeführten Lebensmittel zu gewährleisten.

Wie die staatliche chinesische Zeitung "Global Times" berichtete, war der chinesischer Experte Liu Senlin, der Teil der von der IAEA berufenen Expertengruppe war, enttäuscht über den "übereilten" Bericht gewesen. Liu zufolge sei der Beitrag der Experten begrenzt und diene nur als Referenz. Für eine Stellungnahme war Liu Senlin bisher nicht erreichbar. China, der größte Abnehmer von Meeresfrüchten aus Japan, werde auch die Dokumente für Lebensmittel, insbesondere für aquatische Produkte, aus anderen Teilen Japans streng überprüfen, so der Zoll in einer Erklärung.

Zustimmung aus Südkorea

Die südkoreanische Regierung erklärte am Freitag, dass sie die Überprüfung des japanischen Plans zur Ableitung von behandeltem radioaktivem Wasser aus der vom Tsunami zerstörten Anlage des AKW ins Meer durch die UN-Atomenergiebehörde respektiere und sagte, dieser entspreche internationalen Standards. "Auf der Grundlage einer Überprüfung des von Japan vorgelegten Plans zur Behandlung des kontaminierten Wassers haben wir bestätigt, dass die Konzentration des radioaktiven Materials den Standards für die Einleitung ins Meer entspricht", erklärte Bang Moon-kyu, Minister des Büros für die Koordinierung der Regierungspolitik, auf einer Pressekonferenz.

Südkorea hat den Plan Japans, mehr als eine Million Tonnen des aufbereiteten Wassers ins Meer abzulassen, selbst überprüft. Bang sagte, dass Südkoreas Bewertung von der Ausführung des Plans abhänge und dass es weitere Überprüfungen vornehmen werde, falls es Änderungen gebe. Am Donnerstag hielt eine Gruppe südkoreanischer Abgeordneter der größten Oppositionspartei, der Demokratischen Partei, eine Pressekonferenz ab, auf der sie Japan aufforderte, andere Möglichkeiten für den Umgang mit den Abwässern in Betracht zu ziehen, wie beispielsweise das Vergraben unter der Erde oder die Verdunstung. (APA, 7.7.2023)