Montage von Solarmodulen am Dach
Das starke Interesse vieler Privathaushalte an Photovoltaik führt in manchen Regionen zu längeren Wartezeiten, bis der Strom in das Netz eingespeist werden kann. Nun macht der Regulator Druck, dass das schneller geht.
APA/ROBERT JAEGER

Die Aussicht, den Strombedarf an sonnigen Tagen selbst decken zu können, hat angesichts der hohen Preise für elektrische Energie zu einem Run auf Photovoltaik (PV) in Österreich geführt. Gleichzeitig aber ist in manchen Regionen der Frust gestiegen, weil sich der Anschluss fix und fertig installierter Solaranlage an das Stromnetz mitunter Monate hinziehen kann. Bei der Energieregulierungsbehörde haben diesbezügliche Beschwerden zuletzt stark zugenommen. Nun will die E-Control mit einem Aktionsplan für kürzere Anschlusszeiten sorgen.

Netzkunden und -kundinnen sollen den Antrag für einen Anschluss ans Netz selbst stellen können und nicht nur das bevollmächtigte Elektrofachunternehmen, lautet eine der Beschleunigungsideen der E-Control. Daher müsse österreichweit die Möglichkeit bestehen, dass auch Private Zugang zum Onlineportal des Netzbetreibers bekommen, um Anträge auf Netzzugang online stellen zu können. "Dadurch wird eine Netzanschlussbeurteilung deutlich einfacher und rascher möglich", sagte E-Control-Vorstandsdirektor Alfons Haber bei der Vorstellung des Zehn-Punkte-Plans.

Standardisierung und Monitoring

Durch Standardisierung von Prozessen zur Netzanschlussbeurteilung, Vereinfachung von Nachweisen, ob beispielsweise ein ausgewählter Wechselrichter auch den verlangten Qualitätskriterien entspricht, und Vereinfachung weiterer vorgeschriebener Schritte soll die Anmeldeprozedur verkürzt werden. Zudem will der Energieregulator darauf drängen, dass die Verteilnetzbetreiber auf der Mittelspannungsebene (Netzebene 4) die verfügbaren Netzkapazitäten je Umspannwerk veröffentlichen und quartalsweise aktualisieren. Eine übersichtliche Darstellung dieser Informationen fehlt laut Haber bisher. 

Bei einigen Forderungen, etwa der Ermöglichung auch für Private, Anträge auf Netzzugang über das Onlineportal zu stellen, sei man auf das Entgegenkommen der jeweiligen Netzgesellschaft angewiesen. Einige machten dies schon, sagte Haber. Bei anderen Punkten hab man gesetzliche Mittel, dies auch durchzusetzen. Die E-Control will jedenfalls ab sofort ein noch engmaschigeres Monitoring durchführen und so sicherstellen, dass die vorgeschriebenen Fristen tatsächlich eingehalten werden. Viele Beschwerdeanrufe zeugten vom Gegenteil.

Sieben Prozent PV-Strom

Per Ende vergangenen Jahres hat es laut jüngster Erhebung knapp 250.000 Zählpunkte, sprich Anschlüsse, für PV-Anlagen in Österreich gegeben. 97 Prozent davon waren an die Niederspannungsebene angeschlossen, waren also Dachanlagen bis 20 Kilowatt (kW) Leistung. Alle Anlagen zusammen haben laut Haber 2022 netto rund 3,5 Terawattstunden (TWh) Strom in das öffentliche Netz eingespeist, womit der Anteil von Strom aus Photovoltaik bei rund sieben Prozent liege. 

Um die Klimaziele zu erreichen, muss Österreich auch bei PV noch einen Zahn zulegen. Haber schätzt, dass bis 2030 Jahr für Jahr 100.000 Zählpunkte bei PV dazukommen müssten. Das entspricht einem jährlichen Zuwachs der installierten Leistung um ein Gigawatt (GW, gleich 1.000 MW).

Überforderung oder Schikane

Netzgesellschaften argumentieren, sie seien von der Entwicklung bei Photovoltaik schlicht überrumpelt worden. Es brauche eine gewisse Zeit, die Netze nachzurüsten, Engpässe zu beseitigen und insgesamt die Kapazitäten zu erhöhen. Interessenvertreter der PV-Branche sprechen aber auch von Schikanen, die da und dort zu beobachten seien. (Günther Strobl, 7.7.2023)