Hände einer älteren Frau, die einen 20-Euro-Schein aus ihrer Geldbörse zieht
Die Betrüger wollten eine 73-Jährige um ihr Geld bringen.
imago images / imagebroker / Jan Tepass

Graz/München – Nach der Festnahme eines Deutschen (21) Ende Dezember 2022 in Graz, dessen Komplizen als falsche Polizisten einer alten Dame eine hohe Geldsumme abnehmen wollten, haben Ermittler in München drei weitere Tatverdächtige festgenommen. Zwei Festnahmen erfolgten am Donnerstag in München, eine bereits im Jänner ebendort. Bei Hausdurchsuchungen wurden auch Drogen und Waffen gefunden.

Pensionistin von falschen "Polizisten" bedrängt

Begonnen hatte die Kooperation mit der Festnahme eines sogenannten Abholers zu den Weihnachtsfeiertagen 2022. Eine 73-jährige Grazerin war von einem unbekannten "Polizeioberinspektor" und "Polizeinotrufbeamten" angerufen worden, dann wurde sie auch noch mit einer "Polizeipsychologin" verbunden. Ihr Vermögen sei durch eine auf der Flucht befindliche Räuberbande gefährdet, sie solle ihr Bargeld von der Bank holen und an der Wohnungstür übergeben. Drei Tage lang wurde die Pensionistin bedrängt, bis sie eine hohe Bargeldsumme beheben wollte. Aus Sicherheitsgründen war dies jedoch nicht möglich. Daraufhin wurde die Frau misstrauisch und suchte Rat bei Verwandten, die ihr rieten, die Polizei zu verständigen. Diese stellte dann dem "Abholer" eine Falle, der 21-jährige Deutsche mit Wohnsitz München wurde festgenommen, wie die Polizei der APA am Freitag mitteilte.

Die steirische Polizei und die Staatsanwaltschaft Graz nahmen damals Verbindung mit den Behörden in München auf: Die Zusammenarbeit führte zur Arretierung eines 24-jährigen Mittäters mit türkischer Staatsangehörigkeit und Wohnsitz in München. Diese Festnahme wurde aus ermittlungstaktischen Gründen noch geheimgehalten. Der Mann wurde mittlerweile nach Graz überstellt. Schließlich brachten die deutschen und österreichischen Fahnder die Wohnorte von zwei weiteren Verdächtigen in Erfahrung. Am Donnerstag schnappten dann deutsche Polizisten zwei weitere Tatverdächtige, je 26 Jahre alt – an verschiedenen Adressen in München. Bei ihnen handelt es sich um einen sogenannten "Abholer" (ein Bosnier) bzw. einen sogenannten "Logistiker", einen Deutschen, der in der Hierarchie solcher Banden höher steht und u. a. die Abholung der Wertgegenstände bei den Opfern organisiert. Bei den Durchsuchungen der Wohnungen stellten die Deutschen Mobiltelefone sicher, deren Auswertung Erkenntnisse für die Betrügereien in Österreich bringen dürften.

Waffen und Suchtgift

Weiters konfiszierten die Beamten in München mehrere Softair-Schusswaffen, Stichwaffen, einen Schlagring sowie Kokain und Marihuana in "beträchtlicher Menge". Die beiden 26-Jährigen sollen nach Österreich ausgeliefert werden. Mit der Festsetzung eines "Logistikers" gelang die bisher eher seltene Festnahme eines höherrangigen Bandenmitglieds. Die "Abholer" reisen für ihre "Tätigkeit" zumeist extra nach Österreich.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gratulierte am Freitag den Ermittlern in Österreich und Deutschland: "Kriminelle, die sich als Polizisten ausgeben und so ältere Mitbürger um tausende Euro betrügen, handeln besonders gewissenlos. Solche Umtriebe bekämpfen unsere echten Polizisten mit aller Konsequenz." (APA, 7.7.2023)