Sport bei Hitze
Die Sonne scheint unbarmherzig.
APA/dpa/Julian Stratenschulte

Wann?

Tagesrandzeiten bieten sich an, früh toppt spät

Man muss kein Quantenphysiker sein, um zu wissen, dass es in der Nacht abkühlt. So gesehen ist gut beraten, sich den Wecker zu stellen, wer sich auch an heißen Tagen bewegen will. "In der Früh oder am Abend zu sporteln ist quasi der Einserschmäh", sagt der Sportmediziner Robert Fritz. Der Chefmediziner des Vienna-City-Marathons und des Asics-Frauenlaufs, selbst begeisterter Läufer und Radfahrer, würde freilich "speziell in der Stadt, in der es abends weniger abkühlt, den Morgen vorziehen".

Fritz
Fritz: "Es ist der Einserschmäh, in der Früh oder am Abend zu sporteln."
Sportordination

Und was noch dazukommt? Dass es sich beileibe nicht schlecht anfühlt, zum Beispiel bei Arbeitsantritt das Allerwichtigste schon hinter sich gebracht zu haben.

Wie?

Kühlung ist wichtig, Flüssigkeit ist wichtig

Fast alle Menschen trinken zu wenig, sagt Christiane Loinig-Velik. "Sportlerinnen und Sportler, vor allem im Hobbybereich, sind da keine Ausnahme." Die Sportärztin, Orthopädin und Unfallchirurgin aus Klagenfurt ist medizinische Leiterin des Olympiazentrums Kärnten und rät während der Sportausübung und auch sonst zu regelmäßiger Flüssigkeitszufuhr. "Man sollte nicht erst dann trinken, wenn man Durst hat. Bei dieser Hitze dehydriert man wesentlich schneller."

Loinig-Velik
Loinig-Velik: "Man sollte nicht erst dann trinken, wenn man Durst hat."
Emotions4you/Rudolf Messner

Eine Sonnenbrille und eine Kappe zu tragen macht ebenso Sinn wie sich ordentlich mit Sonnencreme einzuschmieren, bevor es losgeht. Mindestens Lichtschutzfaktor 30, auch 50 schadet nicht! "Die Bräune kommt eh von allein", sagt Robert Fritz. Nicht zuletzt das Schwitzen, also der Flüssigkeitsfilm auf der Haut, trägt dazu bei, den Körper zu kühlen. Fritz: "Bei starkem Schwitzen kann auch spezielle Bekleidung helfen, die Flüssigkeit aufnehmen kann. Manchmal ist es da auch kein Fehler, trotz Hitze langärmelig unterwegs zu sein."

Wo?

Gewässer und Berge sind naheliegend

Loinig-Velik denkt an Seen, Fritz eher an die Alte Donau. Beide sagen sie, dass sich Wassersport dieser Tage aufdrängt. Der Körper freut sich über die automatische Kühlung, dennoch oder gerade deshalb ist Vorsicht angebracht. "Auch schwimmend kann man sich einen Sonnenbrand holen", sagt Loinig-Velik. Wer nur den Kopf oben hält oder stehend paddelt, sollte wissen, dass die Wasseroberfläche die UV-Strahlung deutlich verstärkt.

Wasser als Kühlung
Wasser kühlt den Körper, sei es von außen, sei es von innen.
imago/Sebastian Wells

Fritz ist nicht selten in den Bergen unterwegs. "Auf einer Höhe von 1500 Metern ist die Luft ganz anders als auf Meeresniveau. Und vor allem kühlt es auch am Abend ordentlich ab, da kann sich der Organismus wieder erholen."

Was?

Welcher Sport geeignet ist, bleibt individuell

Die Hitze lässt, egal bei welcher Betätigung, die Herzfrequenz steigen, viele unterschätzen das. "Eine Pulsuhr ist immer eine gute Idee", sagt Loinig-Velik, eine mindestens ebenso gute Idee ist ein sportmedizinischer Check, um etwa Herzprobleme auszuschließen. "Kardiale Probleme könnten in der Hitze sehr flott schlagend werden."

Da pflichtet Fritz bei. "Wer gerade erst zu laufen beginnt und vielleicht noch übergewichtig ist, sollte das an einem extrem heißen Tag lieber bleiben lassen." Der Arzt will freilich "auch niemandem ausreden, um die Mittagszeit laufen zu gehen. Wenn einer das gewohnt und gut trainiert ist, dann kann das schon passen – auch bei dreißig Grad." Die Herzfrequenzmessung sei "ein spannendes Tool. Über sie lässt sich eine sinnvolle Belastung sehr gut steuern."

Wassersport ist zu empfehlen, eh klar. Fritz, der gerne radelt wie läuft, zieht bei Hitze das Rennrad vor. Wenn die heiße Luft schon einmal steht, so merkt der Radfahrer davon weniger als der Läufer.

Das Bier danach?

Eines ist besser als zwei, alkoholfrei kein Fehler

Die dritte Halbzeit ist vielen fast so wichtig wie die ersten zwei Halbzeiten. "Was man in Österreich immer dazusagen sollte: bitte kein Alkohol", sagt Fritz. "Und wenn, dann in Maßen." Gegen einen Sommerspritzer oder ein Bier nach der Fußball- oder Tennispartie sei wenig einzuwenden. "Aber bei der Hitze sollte auch beim Alkoholkonsum Zurückhaltung angesagt sein." Sonst droht Dehydration, Kopfweh sowieso.

Bier
Hoch die Tassen, das geht doch auch mit alkoholfreiem Bier.
Getty Images/FG Trade

Auch Loinig-Velik will "nicht nur den Zeigefinger heben", Sport habe "eine große soziale Komponente, und es ist sehr schön, danach zusammenzusitzen". Doch auch alkoholfreies Bier sei an Hitzetagen "nicht so schlecht" und enthalte Essenzielles, nämlich Elektrolyte. (Fritz Neumann, 8.7.2023)