Stephen Cottrell, der Erzbischof von York.
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"Vater unser im Himmel, problematisch ist dein Name"– so verknappt ließe sich eine kurze Bemerkung zusammenfassen, die in der Kirche von England für Kritik sorgt. Stephen Cottrell, der Erzbischof von York, hatte in einer Rede vor der Generalsynode der Kirche von England angedeutet, dass die Anfangsworte des Vaterunsers "problematisch" sein könnten. 

"Ich weiß, dass das Wort Vater für diejenigen problematisch ist, deren Erfahrungen mit irdischen Vätern zerstörerisch und missbräuchlich waren, und für alle von uns, die etwas zu sehr unter einem erdrückenden patriarchalischen Griff auf das Leben gelitten haben", sagte er. Es war eine kurze Bemerkung in einer Rede, in der sich Cottrell eigentlich in Hinblick auf die Einheit der Kirche mit dem "unser" im Vaterunser auseinandersetzte.

Mann, Frau, Gott

Aufhorchen ließ er damit trotzdem. Der "Guardian" zitierte zwei Mitglieder der Synode. "Will der Erzbischof von York damit sagen, dass Jesus sich geirrt hat, oder dass Jesus kein pastorales Bewusstsein hatte?", so der Kleriker Chris Sudgen. "Das scheint sinnbildlich für den Ansatz einiger Kirchenführer zu sein, sich mehr an der Kultur als an der Schrift zu orientieren." Eine gänzlich andere Frage stellte sich hingegen die Pfarrerin Christina Rees: "Die große Frage ist, ob wir wirklich glauben, dass Gott glaubt, dass männliche Menschen sein Ebenbild vollständiger und genauer tragen als Frauen? Die Antwort lautet: absolut nicht."

Dass Gott jenseits menschlicher Kategorien wie Geschlecht zu verstehen ist, ist in der Theologie kein neuer Gedanke. Mehrere Initiativen etwa in Deutschland und Schweden fordern, das auch in der Namenswahl durch Sternchen oder ein Plus sichtbar zu machen. (rio, 8.7.2023)