Peter Vitouch
Ex-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, Journalistin Ilse Brandner-Radinger und Peter Vitouch (v. li.).
APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Wer im Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Wien weiter kommen wollte, landete zwangsläufig bei Peter Vitouch. Die von ihm gehaltene Lehrveranstaltung "Einführung in die Methoden der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft" gehörte zu den Pflichtaufgaben, die es zu absolvieren galt. Peter Vitouch verstand es, sie so zu abzuhalten, dass aus der Pflicht Neigung wurde.

Sein Spezialgebiet war die Medienpsychologie, also die Wissenschaft vom Umgang mit Medien. Vitouch war viele Jahre Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, der Öffentlichkeit war er durch Kolumnen in den Tageszeitungen "Die Presse" und "Kurier" bekannt. Von 2010 bis 2014 war er Mitglied des ORF-Publikumsrats. 

Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts

Vitouch wurde am 3. Mai 1947 in Wien geboren und studierte Psychologie an der Universität Wien, wo er sich 1986 auch habilitierte. Von 1987 bis 2012 hatte er am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften eine Professur inne. Er war Mitbegründer der Fachzeitschrift "Medienpsychologie: Zeitschrift für Individual- und Massenkommunikation" und wirkte auch als Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für empirische Medienforschung. Universitätspolitisch engagierte er sich unter anderem als Kuriensprecher des Mittelbaus bzw. später der Professoren auf Fakultätsebene. Von 1997 bis 2003 war er außerdem stellvertretender Senatsvorsitzender der Universität Wien und anschließend Vize-Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Vitouch gefragter Gesprächspartner in Sachen Medienpsychologie, mit seinen wöchentlichen Kolumnen erreichte er zahlreiche Leserinnen und Leser. Nach seiner Emeritierung war Vitouch auch als bildender Künstler aktiv. 2014 stellte er seine Werke an der Uni Wien aus. Vitouch war mit der ehemaligen ORF-Moderatorin und Wiener SPÖ-Gemeinderätin Elisabeth Vitouch verheiratet. Sein Sohn Oliver ist ebenfalls Psychologe und derzeit Rektor der Uni Klagenfurt, sein zweiter Sohn Anatol Autor.

Peter Vitouch starb am 1. Juli im Alter von 76 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. Die feierliche Urnenbeisetzung findet am 16. September auf dem Friedhof Neustift am Walde in Wien-Währing statt. Für seine Verdienste um die Republik Österreich wurde er mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet, für Verdienste um das Land Wien mit dem Goldenen Ehrenzeichens. Wer bei Peter Vitouch studierte, wusste danach nicht nur mehr über Medien, sondern auch über Menschen. (Doris Priesching,  9.7.2023)