EZB soll Medienberichten zufolge Banken-Kredite an Signa prüfen
Dass die EZB Banken erstmals nur zu einem Kreditnehmer prüfe habe es noch nie gegeben, zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"einen langjährigen Bankvorstand, der anonym bleiben will.
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Wien – In Konzernbilanzen zweier Gesellschaften der Signa des Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko sind 2020 "Anpassungen an fehlerhaften Vorjahreszahlen" vorgenommen worden, wie DER STANDARD berichtete. Die "Presse" berichtete indes unter Verweis auf einen Artikel der "Frankfurter Allgemeine Zeitung", dass die Europäische Zentralbank (EZB) Banken erstmals nur zu einem Kreditnehmer prüfe – der Signa-Gruppe von Benko. Ein Team von Bankenaufsehern – überwiegend mit Österreichern besetzt – prüfe europäische Banken zu diesem ausgewählten Kreditnehmer. "Das gab es noch nie", zitierte die deutsche Zeitung einen langjährigen Bankvorstand, der anonym bleiben will.

Demnach werden alle Banken, die Geschäftsbeziehungen zu Signa haben, in der Vorortprüfung einbezogen: Landesbanken, spezielle Immobilienbanken, deutsche und österreichische Finanzhäuser. Die Höhe der Benko-Kredite je Institut müssten die Bankenaufseher laut "Presse" kennen, auch wenn das Signa-Reich verzweigt ist. Unter der Signa-Obergesellschaft (Holding), die zu zwei Dritteln der Familienstiftung Benko gehört, stehen drei separate Gesellschaften, in einer von ihnen steckt auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Diese hat in Deutschland immense Staatshilfen bekommen.

Mehrwöchige Untersuchungen

Die Untersuchungsmannschaft sammle Daten darüber, ob die Kreditgeber der Signa-Gruppe die Kreditvergabestandards eingehalten haben. Sie hinterfragen darüber hinaus die Kreditsicherheiten und prüfen, ob alle Zinszahlungen geleistet und die im Kreditvertrag vereinbarten Finanzkennzahlen (covenants) eingehalten oder womöglich gebrochen wurden. In der Regel dauern diese Untersuchungen sechs bis acht Wochen.

Die EZB selbst bestätigte den Bericht nicht. Signa wollte dazu auf Anfrage laut "Presse" keinen Kommentar abgeben. Unternehmen werden allerdings auch nie über etwaige Bankprüfungen der EZB nie informiert.

Schon länger ist bekannt, dass die EZB das Immobilienrisiko der Banken genauer unter die Lupe nimmt. Dabei werden alle Arten von Immobilien- und Unternehmenskrediten geprüft. Bisher waren die Quoten zu faulen Krediten (Non-Performing-Loans) äußerst niedrig. (APA, red, 8.7.2023)