Staumauer vom Lünersee in Vorarlberg
Speicher und Pumpspeicher (im Bild die Staumauer Lünersee der Illwerke in Vorarlberg) sind das Rückgrat der Energiewende. Trotz hoher Preise rechnet sich nicht jedes Kraftwerk.
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Speicher sind das Um und Auf für das Gelingen der Energiewende und den Ersatz fossiler, klimaschädlicher Brennstoffe durch sehr viel mehr an erneuerbarer Energie. Darin sind sich so gut wie alle Experten und Expertinnen einig. Nur – es braucht sehr viel mehr Speicher als heute, damit überschüssiger Wind- und Solarstrom vom Sommer in den Winter geschoben werden kann. Deshalb stehen Speicher jedweder Art mehr denn je im Fokus öffentlichen Interesses.

Auch Österreichs größter Energieversorger Wien Energie hat mit dem Gedanken gespielt, ein Pumpspeicherkraftwerk zu bauen. Es war sogar mehr als ein Gedankenspiel, es gab konkrete Pläne. Im oberösterreichischen Molln, wo es zuletzt Aufregung um eine geplante Erdgasbohrung durch die australisch-österreichische Firma ADX gab, wollte die Wien Energie ein Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 300 Megawatt (MW) errichten. Als Standort wurde den Wienern der alte Steinbruch des Bauunternehmens Bernegger schmackhaft gemacht. Firmenchef Kurt Bernegger verfolgte seit langem den Plan, quasi als Nachnutzung des ehemaligen Steinbruchs ebendort ein Pumpspeicherkraftwerk zu errichten.

320-Millionen-Projekt

Allein hätte er die Investition von damals geschätzten 320 Millionen Euro nicht stemmen können, weshalb er die Wien Energie ins Boot holte, die sich unter der damaligen Vorstandsdirektorin Susanna Zapreva, in deren Zuständigkeitsbereich das Projekt fiel, stark interessiert zeigte. Im Frühjahr 2012 waren alle erforderlichen Genehmigungen da, im Herbst sollte mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung war für 2017 vorgesehen.

Tatsächlich wurde das Projekt 2017 abgedreht – weil es sich nicht rechnen würde, wie es hieß. Bernegger klagte, 2019 verglich man sich, Wien Energie zahlte 25 Millionen Euro. Bernegger wollte neue Partner finden - vergeblich. 

"Ich war nie ein Freund von Molln", sagt Wien-Energie-Chef Michael Strebl im Gespräch mit dem STANDARD: "Ich war es, der das Projekt beerdigt hat. Man lebt davon, dass unten und oben ein Becken ist. Zu Zeiten tiefer Strompreise wird das Wasser hinaufgepumpt; wenn die Strompreise hoch sind, wird das Wasser herabgelassen, Strom produziert und verkauft."

Michael Strebl, Chef der Wien Energie
"Ich war nie ein Freund von Molln": Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie.

Sofern die Differenz zwischen Base und Peak nicht groß genug sei, rentiere sich ein Pumpspeicherkraftwerk nie, "außer es gibt oberhalb einen Gletscher oder See, also einen natürlichen Zulauf ins obere Becken, dann rechnet sich das Kraftwerk auch ohne diese Pumpspeichergeschichten", sagt Strebl. Die Erlöse aus dem Pumpgeschäft wären dann "die Butter aufs Brot". Genau das habe Molln gefehlt – ein natürlicher Zufluss.

Vor zehn Jahren, als die Wien Energie noch fest entschlossen war, Molln zu bauen und eventuell die Energie AG Oberösterreich oder Linz AG ins Boot zu holen, waren die Spreads zwischen Grundlast (Base) und Spitzenstrom (Peak) größer als heutzutage. Durch das größere Gewicht von erneuerbaren Energien im Strommix sind die früher üblich gewesenen Preisspitzen zu Mittag weggefallen, weil in diesen Stunden sehr viel und immer mehr Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen ins Netz geht.

Wasserstoff als Speichermedium

Speicherkraftwerke oder Pumpspeicher seien ohnehin nicht die Lösung, um große Strommengen vom Sommer, wenn sie nicht benötigt werden, in den Winter zu schieben, wenn die Stromproduktion aus Wasserkraft, Wind und Solar niedriger, der Verbrauch aber höher ist. Rund ein Drittel der österreichischen Kraftwerksleistung von knapp 9000 MW wird derzeit von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken bereitgestellt.

Wien Energie will verstärkt auf Wasserstoff setzen. Strebl: "Man wird und auch wir werden bei der Speicherung mehr in die Moleküle gehen." Für die geplante Dekarbonisierung bis 2040 gibt es für Wien einen Plan, den man nun Schritt für Schritt umsetze. "Eine Herkulesaufgabe", wie Strebl sagt. Beispiel Fernwärme, die zentral ist bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes in der Stadt: Ungefähr ein Viertel der benötigten Wärme soll 2040 aus der Müllverbrennung stammen, ein Viertel von Großwärmepumpen kommen, ein weiteres Viertel aus der Geothermie und grob ein Viertel aus Wasserstoffprojekten. (Günther Strobl, 10.7.2023)