Mirra Alexandrowna Andrejewa
Ein Blick in eine glorreiche Zukunft
IMAGO/Shaun Brooks

Mirra Alexandrowna Andrejewa könnte ungeachtet ihres knappen Scheiterns im Achtelfinale der Lawn Tennis Championships zu Wimbledon werden, was die Women’s Tennis Association (WTA) so dringend braucht – eine Zugnummer über längere Zeit. Es gibt allerdings Unwägbarkeiten. Die Rechtshänderin aus Krasnojarsk ist noch sehr jung, gerade erst 16 Jahre alt. Das ist zwar die Voraussetzung für eine längere Karriere, früher Ruhm und Reichtum können aber auch kontraproduktiv sein.

Ein kleineres Problem ist, dass Andrejewa, die sich seit Jahresbeginn in der Weltrangliste um mehr als zweihundert Plätze unter die besten hundert verbesserte, Russin ist. Ungeachtet des Angriffskrieges gegen die Ukraine lassen die Profivereinigungen für Männer und Frauen russische und belarussische Aktive zu ihren Turnieren zu. Das erweckt zwar Unmut, allerdings in Nuancen. Andrejewa wurde mit Ablehnung auf dem Court und einschlägigen Fragen nach den Spielen noch nicht konfrontiert, schließlich stand sie vor Wimbledon erst dreimal im Hauptfeld eines WTA-Turniers. Anfang Mai sorgte sie mit dem Einzug ins Achtelfinale von Madrid für Furore, bei den French Open erreichte sie die dritte Runde.

Tennis spielt die jüngste von vier Töchtern von Raisa Andrejewa seit ihrem sechsten Lebensjahr. Damit hat sie sogar deutlich später angefangen als ihre um drei Jahre ältere Schwester Erika, die ebenfalls auf der Tour unterwegs ist. Vor allem um ihre talentierten Töchter zu fördern, zog Raisa erst nach Moskau und dann nach Sotschi ans Schwarze Meer.

Mittlerweile trainieren beide unter dem ehemaligen Profi Jean-René Lisnard im Élite Tennis Center zu Cannes, wo auch Daniil Medwedew seinen Vorstoß an die Weltspitze vorbereitete. Mirra, der noch mehr Talent als ihrer Schwester Erika, der Nummer 149, bescheinigt wird, begeistert auch abseits des Platzes – einerseits durch Abgeklärtheit in der Analyse ihres Spiels, andererseits durch freche Sprüche. Ihr Ziel sei es, 25 Grand-Slam-Turniere zu gewinnen, sagte sie, auf Novak Djokovics Rekord von 23 Major-Titeln angesprochen.

Aufsehen erregte ein Interview, in dem sie von der Atmosphäre bei großen Turnieren im Allgemeinen und von Andy Murray im Besonderen schwärmte. Der sei "so wunderschön im echten Leben". Der Schotte antwortete mit einem Joke auf Twitter: "Stellt euch vor, wie gut sie erst sein wird, wenn sie ihre Augen gemacht bekommt." (Sigi Lützow, 10.7.2023)