Taylor Swift singt und streckt ihre Hand aus.
Taylor Swift wird nächstes Jahr gleich dreimal das Praterstadion füllen.
AP/Ashley Landis

Die Server der österreichischen Ticketbüros dürften heiß laufen, sobald sich ab Dienstagmittag zehntausende Popfans um Karten für eines der drei Konzerte von Taylor Swift in Wien matchen. Der Hype um die US-amerikanische Sängerin hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht – und mit ihm auch die Ticketpreise.

So mancher Ökonom spricht gar von einer "Swiftflation" oder einer "Beyflation" – in Anlehnung an die ebenso populäre Beyoncé. Kürzlich erklärte der Chefökonom der größten dänischen Bank Danske in der renommierten "Financial Times" gar, dass deren Konzert in Stockholm die Preise für Hotels und Restaurants derart in die Höhe geschraubt habe, dass sich die Preissteigerungen in der monatlichen Inflationsstatistik bemerkbar machen. Auch Orf.at berichtete. Aber kann das wirklich stimmen?

Boom nach Pandemie

Fakt ist, dass die Preise für Tickets zuletzt deutlich gestiegen sind. Die vorübergehende Konzertpause während der Pandemie dürfte dem einen zusätzlichen Auftrieb verliehen haben. Und offenbar sind die Menschen auch bereit, mehr Geld für Events auszugeben. "Es gibt eine hohe Zahlungsbereitschaft in Bezug auf Livekonzerte nach der Durststrecke der Pandemie, ebenso wie für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft insgesamt", erklärt Matthias Firgo, Wirtschaftsprofessor an der Münchner University of Applied Sciences, dem STANDARD. Zu den höheren Kosten bei Personal und Energie komme also eine höhere Nachfrage.

Großkonzerte locken – genauso wie große Messen, Kongresse oder Sportveranstaltungen – kurzfristig viele Besucher an, die Hotels buchen und in Restaurants essen. "Im Falle von Kapazitätsengpässen können die Preise für Nächtigungen kurzfristig stark steigen", sagt Firgo, der sich unter anderem mit den wirtschaftlichen Auswirkungen von Großveranstaltungen beschäftigt. Dass einzelne Konzerte tatsächlich dazu führen, dass die Inflationsrate eines gesamten Landes steigt, hält der Ökonom aber für unwahrscheinlich.

Die Daten aus Schweden seien mit Vorsicht zu genießen. "Man müsste analysieren, ob sich die Inflation bzw. deren Trend im Berichtsmonat systematisch anders entwickelt hat als in den anderen vergleichbaren nordeuropäischen Ländern", sagt Firgo. In der Gesamtinflation dürfte man statistisch kaum Signifikantes finden – und wenn überhaupt, dann nur einen moderaten Effekt im Teilbereich der Freizeitwirtschaft.

"Ein Konzert wie das von Taylor Swift hat keinen Einfluss auf die Inflation", sagt auch Sebastian Koch, Inflationsexperte beim Institut für Höhere Studien (IHS). Dafür, dass sich einzelne Konzerte auf die Inflationsrate durchschlügen, gebe es "keine Anhaltspunkte". Zu "normalen Zeiten" kämen ebenfalls Touristinnen und Touristen nach Wien. "Eine über das normale Maß hinausgehende gestiegene Gesamtnachfrage sehe ich nicht", erklärt Koch. 

Wenig Effekt bei Europameisterschaft 2008

Im Fall der Europameisterschaft 2008, die sich über mehrere Wochen und Regionen im ganzen Land erstreckte, prognostizierte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) damals, dass das Ereignis "die Beherbergungs- und Gaststättenpreise in den vier Austragungsstädten vorübergehend in die Höhe treiben" werde. Auf die Gesamtinflationsrate werde "der Effekt im Juni 2008 ein Maximum von 0,4 Prozentpunkten erreichen und dann wieder zurückgehen".

Realisiert hatte sich diese Prognose laut Koch jedoch nicht. Zwar war die Inflationsrate zur Jahresmitte damals tatsächlich gestiegen, dieser Anstieg dürfte aber eher auf Ölpreise und die generelle Wirtschaftslage zurückzuführen gewesen sein, weil sich die Inflationsrate im ganzen Euroraum ähnlich entwickelte. 

Generell gelte bei Großveranstaltungen, dass Konsumausgaben durch die Bewohner des Landes für eine Volkswirtschaft insgesamt mehr oder weniger ein Nullsummenspiel seien, sagt Ökonom Firgo. Der Mehrkonsum für das Event reduziere den Konsum in anderen Wirtschaftsbereichen und Regionen des Landes. "Zusätzliche Effekte werden vorwiegend von Gästen aus dem Ausland ausgelöst, die aufgrund des Events ins Land kommen und andernfalls nicht gekommen wären." (Jakob Pflügl, 11.7.2023)