Das Headquarter der Julius-Bär-Bank in Zürich. Am Eingang ist das Firmenschild zu sehen.
Julius Bär, zweitgrößte Schweizer Bank, will weiter wachsen.
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Bern/Wien – Nach der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS ordnet sich der Schweizer Bankenmarkt neu. Kunden, die der Credit Suisse im Vorfeld der Rettung ihr Vertrauen samt Einlagen entzogen haben, wechselten oft zu Julius Bär. Aber nicht in dem Ausmaß, in dem der Markt das erwartet hätte.

Nun will Julius Bär aber verstärkt auf Fang bei Credit-Suisse-Kunden gehen. Das verwaltete Vermögen will die Schweizer Bank bis zum Jahr 2030 auf eine Billion Dollar mehr als verdoppeln. Aktuell verwaltet das Geldhaus knapp 425 Milliarden Dollar. Das sagte Bank-Chef Philipp Rickenbacher dem Handelsblatt. Er ist überzeugt davon, dass es langfristig zu einer Neuverteilung von Marktanteilen kommen wird. Julius Bär ist nach dem Fall der Credit Suisse zur zweitgrößten Bank in der Schweiz aufgestiegen.

Zukäufe und neue Kunden

Akquisitionen seien denkbar, aber Rickenbacher sieht aktuell kaum Kaufgelegenheiten. Plan A sei eindeutig organisches Wachstum, durch die Einstellung neuer Berater, aber vor allem auch durch die Ausbildung eigener Mitarbeiter und durch Investitionen in Technologie.

Dass in der Schweiz eine so große Bank wie die Credit Suisse ins Wanken komme, sei für den Markt ein Schock gewesen. Dass der Finanzplatz Schweiz darunter nachhaltig leide, glaubt Rickenbacher aber nicht. Die Schweiz werde trotz allem ihre Spitzenposition der globalen Vermögensverwalter behalten – noch vor Singapur, Hongkong und Dubai. Dazu würden auch der starke Franken und die stabile Wirtschaft beitragen. Das Land zählt zudem 240 Banken – in Summe gebe es also eine große Expertise.

Mehr Regulierung

Rickenbacher erwartet im Zuge des Zusammenbruchs der Credit Suisse auch Anpassungen in der Bankenregulierung. Zudem seien Maßnahmen erforderlich, um im Notfall ein schnelles Abheben von Bargeld durch Kunden zu verhindern. "Gerade der Fall der Silicon Valley Bank hat gezeigt, dass ein Bank-Run heute viel schneller und aggressiver stattfinden kann als noch vor zehn oder 20 Jahren. Dafür hat die Digitalisierung gesorgt. Denn Kunden können ihr Geld rasch online abziehen – wie es bei der Silicon Valley Bank der Fall war. Dies ist ein Problem, das die Regulierungsbehörden angehen sollten", sagt der Julius-Bär-Chef. (bpf, 11.7.2023)