Umgefallener Baum
Ein Sturm zog über Nacht aus Deutschland über das Land.
IMAGO/Christina Häußler

Eine Gewitterfront hat mit orkanartigen Böen in der Nacht auf Mittwoch vor allem in der Westhälfte Österreichs für Schäden und zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Betroffen waren Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich, die Ausläufer waren bis ins westliche Niederösterreich zu bemerken. Insgesamt sieben Verletzte gab es in Salzburg und Niederösterreich. Am Mittwoch soll es weitere Unwetter geben.

In Vorarlberg führte die angekündigte Gewitterfront ab Dienstagabend zu mehr als 50 Feuerwehreinsätzen. Bei Windspitzen von über 90 km/h wurden zahlreiche Bäume entwurzelt und Straßen verlegt. Die erste Gewitterfront zog um 22.20 Uhr über das Rheintal und beeinträchtigte nach Angaben der Polizei den Verkehr auf der Rheintalautobahn (A14). Zwischen den Auf- und Abfahrten Bregenz-Weidach und Hohenems wurden in beiden Fahrtrichtungen insgesamt drei Bäume auf die Fahrbahn gedrückt. In Richtung Deutschland war die Abfahrt Hohenems bis 22.50 Uhr aufgrund von Aufräumarbeiten gesperrt. In Mellau im Bregenzerwald wurden auf einem Parkplatz Autos durch umgestürzte Bäume beschädigt. Am frühen Mittwochvormittag waren alle Straßen wieder befahrbar.

Video: Eine Gewitterfront hat mit orkanartigen Böen in der Nacht auf Mittwoch vor allem in der Westhälfte Österreichs für Schäden und zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt
APA/kha

Kurz vor Mitternacht beruhigte sich das Wettergeschehen, ehe sich gegen 6 Uhr das nächste Gewitter über dem Rheintal entlud. Erneut wurden Windspitzen von bis zu 50 km/h verzeichnet. Bis kurz nach 7 Uhr verzeichnete die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) 53 Feuerwehreinsätze.

Unfall auf Inntalautobahn

Auch in Tirol hielt die Unwetterfront mit Starkregen und Sturmböen die Einsatzkräfte in der Nacht auf Mittwoch auf Trab. Es kam zu über 300 Alarmierungen, an die 100 waren es im Bezirk Schwaz und 75 in der Landeshauptstadt Innsbruck. Großteils hatte man es mit umgestürzten Bäumen, heruntergerissenen Ästen und beträchtlichen Stromausfällen zu tun. Die Störtrupps des landeseigenen Netzbetreibers Tinetz befanden sich im Dauereinsatz. Zur Spitzenzeit waren in der Nacht rund 14.000 Netzkunden beziehungsweise über 300 Trafostationen in 22 Gemeinden betroffen, hieß es. Mittwochfrüh waren dann rund 550 Kunden betroffen. In der Nacht waren auch die beiden 110-kV-Leitungen bei Kirchbichl im Unterland ausgefallen. Dadurch waren die Umspannwerke Brixen und Hopfgarten im Brixental betroffen.

Im Zillertal im Bezirk Schwaz zog laut Polizei kurz nach Mitternacht ein heftiges Unwetter über die Gemeinden Zell am Ziller, Gerlosberg und Hainzenberg. In letzterem Ort stürzten mehrere Bäume und Geröll auf die Gerlos-Bundesstraße (B165). Zudem wurde ein Sicherungsnetz massiv beschädigt. Die Straße blieb nach der Beurteilung durch Landesgeologie und Straßenmeisterei bis auf Weiteres für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt.

Bereits vor Mitternacht war ein Unwetter mit Sturmböen über die Landeshauptstadt Innsbruck hereingebrochen. Laut Stadt wurden mehr als 75 Einsätze registriert. Dabei handelte es sich hauptsächlich um umgestürzte Bäume, Bauzäune und Straßenschilder, abgebrochene Äste und Wasserschäden.

In Reith im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) stürzten gegen 1 Uhr mehrere Felsbrocken auf die Brucker Straße (L294) und beschädigten dabei ein Gebäude. Da weitere Felsstürze drohten, wurden mehrere Gebäude evakuiert und die Straße vorerst gesperrt. Laut Land Tirol dürfte die Straßensperre bis Donnerstagvormittag andauern.

Zugausfälle im Deutschen Eck

Auch im Tiroler Oberland hinterließ der Sturm seine Spuren – und hatte Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Wegen eines Oberleitungsschadens war der Abschnitt zwischen Imst-Pitztal Bahnhof und Schönwies bis 8.15 Uhr unterbrochen beziehungsweise gesperrt. Die Fernverkehrszüge warteten vorerst die Sperre ab beziehungsweise wurden umgeleitet. Für die S-Bahnen und den Regionalverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Landeck-Zams Bahnhof und Imst-Pitztal Bahnhof eingerichtet. Die Reisezeit verlängerte sich dadurch um bis zu 120 Minuten.

Mittwochvormittag teilten die ÖBB mit, dass am Deutschen Eck zwischen Salzburg Hauptbahnhof und Rosenheim wegen Unwetterschäden in Deutschland voraussichtlich bis 12 Uhr kein Zugverkehr möglich war. Die Züge wurden teils über Zell am See im Salzburger Pinzgau umgeleitet. Die Verspätungen schätzten die ÖBB auf rund 90 Minuten.

Innsbruck und ein umgestürzter Baum
In Innsbruck stürzten Bäume, Bauzäune und Straßenschilder um.
APA/ZEITUNGSFOTO.AT/LIEBL DANIEL

Verletzter Motorradlenker in Niederösterreich

Die Sturmfront forderte im Bezirk Amstetten in Niederösterreich den Einsatz von 15 Feuerwehren. Nach Angaben des Bezirkskommandos mussten zahlreiche Gegenstände, Bäume und Äste von den Straßen entfernt werden. In Neuhofen an der Ybbs wurde ein Motorradfahrer durch einen umgestürzten Baum verletzt. Der laut Notruf Niederösterreich 18-Jährige wurde ins Landesklinikum Amstetten transportiert.

Aufregung herrschte am Ufergebiet der Donau am Ennskanal, wo angenommen worden war, dass vier ausländische Urlauber in Not geraten und vom schnell steigenden Wasser eingeschlossen seien. Die Feuerwehr St. Pantaleon wurde alarmiert. Nach einer Suche gab es allerdings Entwarnung. Es habe sich um Kajakfahrer gehandelt, teilte Notruf Niederösterreich mit.

Feuerwehreinsatz
In Niederösterreich rückten Feuerwehren aus, um umgestürzte Bäume zu beseitigen.
APA/BFKDO AMSTETTEN

Zahlreiche Schäden in Salzburg

Der Sturm zog auch über den Norden von Salzburg und verursachte zahlreiche Schäden vor allem in der Stadt Salzburg, im Flachgau und im Tennengau. Rund 800 Feuerwehrleute von 35 Feuerwehren rückten zu 300 Einsätzen aus, wie das Landesfeuerwehrkommando berichtete. Sechs Menschen wurden laut Rotem Kreuz verletzt. Die starken Windböen haben vorwiegend Bäume entwurzelt und Äste abgerissen.

Das Unwetter erreichte Salzburg kurz vor 1 Uhr. Auf dem Kolomansberg wurden Windspitzen von rund 140 km/h gemessen. Auf einem Campingplatz im Salzburger Stadtteil Sam wurden dadurch Fahrzeuge und Wohnwägen beschädigt. Am Wallersee im Flachgau hatte der Sturm ein unbesetztes Segelboot mitsamt des Bojengewichts abgetrieben. Da zunächst unklar war, ob sich Personen darin aufhielten, wurden zahlreiche Einsatzkräfte alarmiert.

Unter den Verletzten befand sich laut Rotem Kreuz ein Radfahrer. Die Betroffenen wurden von umstürzenden Bäumen oder abgerissenen Ästen getroffen, einige davon waren von den herabgefallenen Objekten eingeschlossen worden und mussten mit Hilfe der Feuerwehr befreit werden. "Eine Person fiel von einem Balkon, eine weitere ist von Splittern eines umgewehten Glases verletzt worden", schilderte Rot-Kreuz-Sprecherin Roberta Thanner der APA.

Allein in der Stadt Salzburg kam es in der Nacht zu rund 60 Einsätzen der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr. Insgesamt hatte das Unwetter rund 50 Bäume beschädigt, hieß es in einer Aussendung der Stadt Salzburg. Zwei O-Bus-Leitungen wurden von umgeknickten Bäumen getroffen und sogleich repariert. Der Wind hatte zudem zwei Dächer zum Teil abgedeckt. Die meisten Schäden konnten noch in der Nacht behoben werden.

Bis zu 8.000 Haushalte waren in der Nacht laut Salzburg AG – vorwiegend im Flachgau – ohne Strom. "Die Experten der Salzburg Netz GmbH konnten die Versorgung allerdings sehr rasch wiederherstellen." Auch die Salzburger Lokalbahn war von dem Unwetter betroffen. Durch einen in die Fahrleitung gestürzten Baum sind die Streckenabschnitte zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und dem Bahnhof Oberndorf sowie zwischen Oberndorf und Lamprechtshausen teilweise gesperrt worden. Es wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Bis Mittwochabend sollten alle Streckenabschnitte wieder befahrbar sein.

Umgestürzte Bäume in Oberösterreich bei Nacht
In Oberösterreich waren mehr als 190 Feuerwehren im Einsatz.
APA/LAUMAT.AT / MATTHIAS LAUBER

Abgedeckte Dächer in Oberösterreich

In Oberösterreich rückten mehr als 190 Feuerwehren in der Nacht zu mehr als 400 Einsatzstellen aus. Im ganzen Land, vor allem im Inn- und im Hausruckviertel, verursachte das Unwetter Schäden. Hauptsächlich galt es Bäume von Straßen zu räumen und abgedeckte Dächer zu sichern, berichtete das Landesfeuerwehrkommando. 

Ab 1 Uhr zog das Unwetter über Oberösterreich, ab 4 Uhr ließ es nach. Doch "es wird auch heute noch zu Einsätzen kommen", war Hauptbrandinspektor Martin Burger klar, denn auch an entlegeneren Stellen seien bestimmt Bäume umgestürzt und würden Wege blockieren. Vereinzelt gab es kleinere Brände in der Nacht, etwa in Enns und Steyregg. In Frankenmarkt kollidierten während des Sturms zwei Lkws frontal. (APA, red, 12.7.2023)