Der frühere Kanzler Alfred Gusenbauer und Signa-Gründer René Benko stehen bei einer Party nebeneinander
Alfred Gusenbauer, Berater und Exkanzler (SPÖ), und Signa-Beiratsvorsitzender René Benko sind einander auch geschäftlich verbunden
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Sorgen haben sie genug, die Verantwortlichen der Signa-Gruppe rund um René Benko. Die Möbelkette Kika/Leiner wurde verkauft und kurz darauf in Insolvenz geschickt, ein Sondermasseverwalter durchforstet gerade die Bilanzen der vergangenen Jahre. Es geht um die Frage, ob die Insolvenz schon früher hätte angemeldet werden müssen, was man bei Signa bestreitet. Der frühere Kika/Leiner-Chef, Reinhold Gütebier, sagte jüngst zum Kurier, man sei "auf dem Weg der Sanierung" gewesen, Veranlassung, Insolvenz anzumelden, habe es in seiner Zeit nicht gegeben.

Zudem nehmen europäische und österreichische Aufseher die Kreditvergaben der Banken an das Immobilienunternehmen unter die Lupe. Die Lage der Kaufhäuser in Deutschland ist prekär. Signa versilbert Immobilien, wie jüngst in der Wiener Kärntner und Mariahilfer Straße, weitere Verkäufe dürften folgen.

Aber was sagt eigentlich der neunköpfige Beirat der Signa zu Themen wie Kika/Leiner oder zur Strategie des Unternehmens? Dieser "strategische Beraterkreis von angesehenen Persönlichkeiten aus dem Bankenwesen, aus der Politik und aus der Wirtschaft" ist ja laut Homepage "regelmäßig wichtiger Impulsgeber für die Weiterentwicklung der Signa und steht dem Group Executive Board sowie den einzelnen Managern bei Bedarf beratend zur Seite". Seine Aufgabe sei, "die Strategie und Weiterentwicklung sowie das Neugeschäft des Unternehmens beratend zu begleiten".

Bunter Beirat

Vorsitzender des 2005 erstmals installierten Gremiums ist Signa-Gründer Benko. Mitglieder sind der frühere Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Ex-Bank-Austria-Chef Karl Samstag, der deutsche Berater Roland Berger, der Ex-Chef von Morgan Stanley Walid Chammah, Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin (FPÖ) Susanne Riess-Hahn, Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss, Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und der Schweizer Manager und Signa-Investor Ernst Tanner. Gemein ist ihnen allen unter anderem die "hohe Bindung zu Signa", wie auf der Homepage nachzulesen ist.

DER STANDARD hat die österreichischen Beiratsmitglieder sowie Vorsitzenden Benko gefragt, wie sie ihre Aufgabe im Gremium definieren, seit wann genau sie dabei sind und zu welcher Strategie sie dem Management raten. Zudem wollte DER STANDARD erfragen, warum Signa die Möbelgruppe Kika/Leiner nicht halten konnte und wer entschieden hat, das operative Geschäft an Hermann Wieser zu verkaufen, dem die Finanzierungskraft für eine Fortführung offensichtlich fehle.

"Impulsgeber" aus Beirat schweigen

Zur Erinnerung: Die Immobilien landeten um rund 350 Millionen Euro bei der Supernova-Gruppe von Frank Albert. Zudem ging es um die Frage, warum Signa den Möbelhändler nicht selbst in die Insolvenz geschickt hat. Und: was am Gerücht dran ist, wonach einzelne Beiratsmitglieder zurücktreten wollen oder der Beirat gar aufgelöst werde.

Die Impulsgeber für Signa – ein Maßstab fürs Handeln ihrer Gesellschaften sei Transparenz, heißt es im Wertekatalog – sind aber für Antworten nicht zu haben. Vorsitzender Benko ließ ausrichten, dass "Fragen zu Kika/Leiner schon hinlänglich vom Management beantwortet wurden", die Rücktritts- oder Auflösungsgerüchte zum Beirat seien falsch. Die Fragen nach Benkos Rollenverständnis oder Strategie-Ratschlägen blieben unbeantwortet.

"Ich trete nicht zurück"

Sehr ähnlich reagierte Beiratsmitglied Riess-Hahn: Das Management habe bereits "alle Fragen in diversen Interviews beantwortet". Nur zum Rücktrittsgerücht sagte sie etwas: "Das ist eines der zahllosen frei erfundenen Gerüchte. Ich werde definitiv nicht zurücktreten." Berater Gusenbauer ersuchte, die Fragen ans Management zu stellen. "Nur so viel", ließ er wissen: "Ich trete sicher nicht zurück." Ex-Casinos-Chef Stoss, Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, verwies "ans Management". Auch Ex-Banker Sevelda wollte nur preisgeben, dass er nicht beabsichtige zurückzutreten. Ex-Banker Samstag gab keine Stellungnahme ab.

Einige der Beiratsmitglieder haben auch Sitz und Stimme in Aufsichtsräten von Signa-Gesellschaften. Gusenbauer ist Aufsichtsratschef der Immogesellschaften Signa Prime Selection und Signa Development, Riess-Hahn und Sevelda sind einfache Mitglieder in ebendiesen Gesellschaften, Stoss und Samstag im Aufsichtsrat von Signa Prime. Unter deren Dach finden sich exklusive Liegenschaften wie etwa die Postsparkasse und das Goldene Quartier in Wien oder das Berliner Kaufhaus KaDeWe.

Private Bekannte für den Beirat

Wie und wann es zu den Bestellungen in den Beirat kam? Daran konnte sich Benko als Auskunftsperson im Ibiza-U-Ausschuss 2020 nicht mehr genau erinnern. Er wisse nur, dass das bei Gusenbauer und Riess damit zu tun gehabt habe, "dass sie mit mir schon lange sehr gut auch privat bekannt waren", sagte er damals aus. Er selbst sei seit vielen Jahren Beiratsvorsitzender und als solcher "nicht mehr in das Tagesgeschäft involviert". (Renate Graber, 13.7.2023)